Nachdem die bislang sehr erfolgreiche MOSAiC-Arktis-Expedition aufgrund der Corona-Einschränkungen von der Versorgung abgeschnitten war, kann das Ablöseteam nun mit Hilfe von zwei deutschen Forschungsschiffen mit mehreren Wochen Verspätung ausgetauscht werden. Am Montag Vormittag (18.5.) sind die beiden deutschen Forschungsschiffe „Sonne“ und „Maria S. Merian“ von Bremerhaven aus in Richtung Arktis aufgebrochen. Mit über 120 neuen Mitarbeitern und Versorgungsgütern machen sich die beiden Schiffe nun auf den Weg nach Spitzbergen, wo sie an diesem Sonntag eintreffen und auf die „Polarstern des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts AWI stoßen werden. Schon seit dem Herbst 2019 driftet die "Polarstern" eingefroren im Eis durch das Nordpolarmeer. An Bord befinden sich über 100 Wissenschaftler aus 20 Nationen, die an dem Projekt beteiligt sind. Die beiden deutschen Forschungsschiffe wurden zuvor an der Pier der Lloyd Werft in Bremerhaven mit Proviant und weiterem Forschungsmaterial ausgerüstet.
Die 2014 von der Papenburger Meyer Werft abgelieferte „Sonne“ ist rund 120 Meter lang. Die 95 Meter lange und in Rostock beheimatete „Maria S. Merian“ ist mit der Polar Class 7 zertifiziert und kann damit sogar in mittlerem Eis bis 80 cm verkehren.
Der Forschungseisbrecher „Polarstern“ unterbricht hierfür die laufende Arktis-Expedition für etwa drei Wochen. Südlich der Eisgrenze sollen sich die Schiffe treffen. Voraussichtlich in einem eisfreien Fjord um Spitzbergen werden die Schiffe dann nebeneinander liegen um die Crews auszutauschen. Auch werden Lebensmittel und Forschungsausrüstung mit Hilfe der Bordkrane an die „Polarstern“ übergeben. Danach wird der größte deutsche Forschungseisbrecher mit dem neuen Team wieder zurück ins Eis fahren und die Expedition fortsetzen.
Die neuen Teilnehmer gingen vorab in Bremerhaven in eine kontrollierte Quarantäne in zwei angemieteten Hotel und wurden dabei auch mehrfach getestet. Eigentlich sollte die Ablösemannschaft schon Anfang April ausgetauscht werden, doch durch die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie war dies nicht wie geplant mit Flugzeugen möglich. Die massiven Einschränkungen des weltweiten Verkehrs verhinderten den dritten Austausch des Expeditionsteams, der ursprünglich für Anfang April als Flugzeug-Transfer geplant war und über die von den norwegischen Behörden wegen der Pandemie gesperrte Inselgruppe Spitzbergen stattfinden sollte. Da aus diesem Grund auch für Versorgungsfahrten vorgesehene internationale Eisbrecher derzeit keinen Personaltransfer durchführen können, hat das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) zusammen mit der MOSAiC-Projektleitung, den Zuwendungsgebern und der Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe der Universität Hamburg innerhalb weniger Wochen einen komplett neuen Alternativplan entwickelt.
Expeditionsleiter Prof. Markus Rex vom AWI erklärte kürzlich hierzu: „Die Expedition war mit zahlreichen Alternativplänen in der Schublade auf fast alle denkbaren Szenarien vorbereitet. Doch die Pandemie machte es erforderlich, ein komplexes Alternativszenario für gänzlich neue, so noch nie dagewesene und ungeahnte Bedingungen zu entwickeln. Dafür danken wir der Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Bundesforschungsministerium. Es war zudem durch den immensen Einsatz des Teams und die große Bereitschaft der Expeditionsteilnehmenden möglich, auch unter den aktuellen Bedingungen zwei Monate länger als geplant Klimaforschung im arktischen Eis zu betreiben. Die Fortsetzung der Expedition konnte dadurch unter äußerst widrigen Umständen gerettet werden.“
Mosaic ist bisher größte Arktis-Expedition
Die aktuelle einjährige Mosaic-Expedition unter Leitung des AWI Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts gilt als bislang größte Arktis-Expedition. Dabei wollen die Wissenschaftler auch Daten sammeln und nähere Informationen zum Klimawandel zu erfahren, da sich gerade die Arktisregion schneller erwärmt als andere Regionen auf der Erde. Die Zwischenbilanz des Projekts zeigt: Die wertvollen Daten der kommenden Monate sind unverzichtbar für die Wissenschaft. Nach einer erfolgreichen ersten Hälfte der mehr als einjährigen Drift durch das Nordpolarmeer wird die internationale MOSAiC-Expedition durch die Corona-Pandemie vor ungeahnte Herausforderungen gestellt. Um möglichst viele Daten von dieser Expedition mitzubringen, wird deshalb sogar überlegt, nach dem Austausch der Crewmitglieder mit der „Polarstern“ noch einmal ein Stück zurück Richtung Nordpol zu fahren und dort zu messen, wo die Arktis auch im Sommer mit Eis bedeckt ist. Das Ende der Expedition, die über ein Budget der Expedition über 140 Millionen Euro verfügt, ist für den 12. Oktober 2020 geplant.
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