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Premierenanlauf am BLG Autoterminal Auf den ersten Blick sieht der nagelneue Autotransporter „Auto Advance“, der am Sonntagmorgen (16.1.) im Rahmen seiner Jungfernreise in Bremerhaven über die Kaiserschleuse einlief, aus wie jedes andere Schiff dieser Klasse. Doch das Besondere an diesem Neubau ist nicht nur der LNG-Antrieb, sondern auch die Kombination mit der Hybrid-Technologie an Bord, worauf der grüne Schriftzug auf der Bordwand hinweist. Bei der unter portugiesischen Flagge fahrenden „Auto Advance“ handelt es sich weltweit um den ersten LNG-Hybrid-Autotransporter, der für die norwegische RoRo-Reederei UECC im November in Dienst gestellt wurde, zwei weitere Schwesterschiffe („Auto Achieve“ und „Auto Aspire“) sollen noch in der ersten Jahreshälfte folgen. Die Reederei UECC befindet sich im gemeinsamen Besitz der japanischen Reederei NYK und der schwedischen Wallenius Lines.
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Der 169 Meter lange und 28 Meter breite Pkw- und Lkw-Transporter (PCTC) mit einer Kapazität für 3600 Fahrzeuge auf 10 Frachtdecks wurde unter der Baunummer H 2663 auf der chinesischen Jiangnan Werft in Shanghai gebaut. Nach der Ablieferung im November letzten Jahres nahm der Neubau zunächst Kurs auf Japan zur Ladungsaufnahme von Neufahrzeugen. Anschließend ging es auf die Überführungsreise in Richtung Nordeuropa, wo das Schiff zunächst im belgischen Hafen Zeebrügge festmachte. In Bremerhaven löschte das Schiff, das hier noch unter der Flagge der Reederei NYK verkehrte, rund 1.100 Fernost-Importe unter der Regie von NYK. Nach der offiziellen Übernahme durch UECC in Bremerhaven nimmt die “Auto Advance” dann in den nächsten Tagen mit vornehmlich Fahrzeugen deutscher Hersteller Kurs auf Drammen in Norwegen. Nach derzeitigem Fahrplan kommt die „Auto Advance“ im regelmäßigen Dienst zwischen Drammen, Vigo in Spanien, Zeebrügge und Bremerhaven zum Einsatz und wird alle 14 Tage in der Seestadt erwartet.
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„Nachdem UECC vor fünf Jahren die allerersten Dual-Fuel-LNG-PCTCs in Betrieb genommen hat („Auto Eco“ und „Auto Energy“), hat das Unternehmen den ersten von drei der weltweit ersten gebauten Dual-Fuel-LNG-Batterie-Hybrid-PCTC übernommen. Dies ist ein weiterer großer Schritt nach vorn beim umweltfreundlichen Schiffsbetrieb, der zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, erklärte Glenn Edvardsen, CEO von UECC kürzlich bei der Übernahme des Schiffes in China.
UECC hat dabei nach eigenen Angaben die Führung im PCTC-Segment übernommen, indem es gemeinsam mit der Klassifizierungsgesellschaft DNV und dem Shanghai Merchant Ship Design & Research Institute das bahnbrechende Design entwickelt hat, um bewährte Technologie in eine neue Konfiguration zu integrieren, die auf die Verbesserung der Betriebs- und Umweltleistung ausgerichtet ist.
Technologie-Puzzle
Die LNG-Batterie-Hybridtechnologie ermöglicht zusammen mit einem optimierten Rumpfdesign eine verbesserte Kraftstoffeffizienz bei diesen Neubauten, so dass die IMO-Anforderung sogar übertroffen wird, die CO2-Intensität bis 2030 um 40 % gegenüber dem Niveau von 2008 zu senken. Durch die Verwendung von Flüssigerdgas (LNG) werden die Emissionen von Kohlendioxid um rund 25 %, von SOx und Feinstaub um 90 % und von NOx um 85 % reduziert, zudem werden die Neubauten auch die NOx-Emissionsgrenzwerte der IMO für Nord- und Ostsee erfüllen.
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Bei diesem Neubau wird die Dual-Fuel-Motorentechnologie mit einem Energiespeichersystem (ESS) des finnischen Unternehmens WE Tech kombiniert, das ein Batteriepaket von Corvus Energy enthält, das durch einen Permanentmagneten, einen direkt angetriebenen Wellengenerator oder Dual-Fuel-Generatoren aufgeladen wird. Die Hybridlösung, die die Notation Battery Safety von DNV erhalten hat, wird von einem intelligenten Energiemanagementsystem von Kongsberg Maritime gesteuert, das als Steuerungssystem für die gesamte Energieerzeugung und -verbrauch dient – im Wesentlichen das „Energiehirn“ des Schiffes. Die Batterien können dabei auf See am effizientesten mit dem Wellengenerator geladen werden, so dass sie bei der Einfahrt in den Hafen vollständig geladen sind.
„Dies wird die Emissionen im Hafen effektiv eliminieren und diese Schiffe sind auch für den Anschluss an Ökostrom von Land vorgesehen, der zunehmend verfügbar wird, um die schädlichen Emissionen von NOx, SOx und Feinstaub zu reduzieren“, sagte Jan Thore Foss, Leiter der Abteilungen Schiffsmanagement und Neubau bei UECC. Die Betriebsflexibilität kann zu erheblichen Kraftstoffeffizienzsteigerungen führen, und Foss ist der Meinung, dass dies in Kombination mit einem niedrigen Emissionsprofil den Schiffen einen Vorteil auf dem europäischen Markt verschaffen wird, da die Pläne der EU, die Schifffahrt in das Emissionshandelssystem aufzunehmen, die Kosten für umweltschädliche Schiffe erhöhen werden.
Kraftstoff-Optionalität
Der Energie- und Nachhaltigkeitsmanager von UECC, Daniel Gent, erklärte hierzu: „LNG ist derzeit der umweltfreundlichste und am weitesten verbreitete kohlenstoffarme Kraftstoff mit einer geschätzten Emissionsreduktion von rund 25 % im Vergleich zu anderen fossilen Brennstoffen. Daher nutzen wir die derzeit beste verfügbare Kraftstofflösung und kombinieren diese mit Hybridtechnologie, um die Emissionen weiter zu senken. Aber wir sind nicht an LNG gebunden und diese Dual-Fuel-Motoren können auch alternative emissionsarme Kraftstoffe wie Biokraftstoff, Bio-LNG und synthetisches LNG verwenden, wenn diese kommerziell und technisch rentabel werden.
Nach Angaben von UECC-CEO Edvardsen ist dies derzeit die einzige Reederei in ihrem regionalen Marktsegment, die in nachhaltige Neubauten investiert. „UECC hat die CO2-Intensität ihrer Flotte bereits erheblich reduziert, aber wir streben noch viel mehr an“.
Die vor 31 Jahren gegründete norwegische RoRo-Reederei UECC (United European Car Carriers) betreibt aktuell eine Flotte von 17 reinen PKW- und LKW-Transportschiffen im Kurzstreckensektor in Fahrtgebieten nach Nord- und Westeuropa. Dabei ist Bremerhaven als Deutschlands größter Autohafen einer der zentralen Drehkreuze für den Verkehr nach Norwegen, Schweden, Finnland, Russland und Polen.
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