Abrissbagger machen die „Seute Deern“ platt
Noch ein paar Tage, dann sind die letzten Reste des einstigen Wahrzeichens der Seestadt Bremerhaven im Alten Hafen verschwunden. Was bleibt ist größtenteils nur noch Kleinholz was die Abrissbagger aus der morschen „Seute Deern“ herausholen, das entsorgt wird. Ab dem Sommer kann man dann am Südende des Museumshafens keine Spuren mehr von dem ehemaligen hölzernen Segler finden – bis auf die Teile, die das Deutsche Schiffahrsmuseums im Vorfeld noch gesichtet und gesichert hat.
Doch bevor der eigentliche Abbruch im April beginnen konnte, musste zunächst die alte schwarze, asbestverseuchte Farbe aufwendig abgetragen werden. Dafür war der Segler, der im August 2019 im Hafenbecken gesunken war, für rund zwei Monate noch unter Gerüsten und Planen eingehaust. In dieser Zeit wurde von einem beauftragten Fachunternehmen die schadstoffhaltige Außenfarbe mühsam abtragen werden. Rund 3 Millionen Euro wird der Abbruch kosten, von dem das Land Bremen 2 Millionen übernimmt, den Rest die Stadt Bremerhaven, wobei ein wesentlicher Teil der der Kosten laut Hafengesellschaft Bremenports die aufwändige Schadstoffbeseitigung verursacht.
Vor dem eigentlichen Abbruch wurde die „Seute Deern“ dann noch zur Dokumentationen in seiner ursprünglichen Form mit einem 3D-Scanner aufgenommen, um zukünftigen Generationen das Schiff im digitalen Raum zu präsentieren.
Doch nicht alle Bauteile des hölzernen Seglers wurden entsorgt, den alles was beim Rückbau erhalten bleiben kann oder auch muss, hatten Mitarbeiter des Deutschen Schifffahrtsmuseums (DSM) im Vorfeld gekennzeichnet und von Bord geholt. Denn von Seiten der Denkmalpflege gab es die Auflage, bestimmte Dinge zu erhalten, da der Segler unter Denkmalschutz steht. Aber auch das DSM will Teile für die Forschung erhalten. Für die Sicherung der Objekte hat das Museum 256.000 Euro vom Bund bekommen. Die Gallionsfigur wurde schon sehr früh entfernt, sie war ohnehin nur eine Attrappe, das Original wurde schon vor langer Zeit durch das Deutsche Schifffahrtsmuseum gesichert. Einige historische Bauteile des Schiffes, so wie die drei Stahlmasten, die in einem Außendepot des DSM im Fischereihafen abgelegt wurden, werden aufbewahrt, die restlichen Stoffe, eben wie der morsche Holzrumpf gingen in die Entsorgung. Nach den Plänen des Museums sollen aber für die Andenkenjäger noch einige Stücke des früheren Bremerhavener Wahrzeichens zum Anfassen bewahrt werden, denn das Museum plant Souvenirs aus Resten des Schiffs herzustellen.
Das 1919 in den USA erbaute historische Segelschiff und seit 65 Jahren ein Wahrzeichen der Stadt Bremerhaven war Ende August 2019 auf den Grund des Hafenbeckens gesunken. Schon ein halbes Jahr zuvor war an Bord ein Feuer ausgebrochen. Seit einigen Monaten liegt der Segler in einem eigenes mit Sand verfüllten Teil im südlichen Museumshafens auf dem Trockenen, um dort die Abbrucharbeiten an dem maroden Segler durchzuführen.
Doch wie sieht die Zukunft im Museumshafen aus, ganz ohne Großsegler: Nein, vermutlich nicht, denn die Mitglieder des Schulschiffvereins „Schulschiff Deutschland“ haben im Frühjahr darüber abgestimmt, dass das 86 Meter lange Segelschiff seinen jetzigen Liegeplatz in Bremen-Vegesack verlassen und dauerhaft nach Bremerhaven umziehen soll. Der Verein sieht nach eigenen Angaben gute Chancen, sich in Bremerhaven wirtschaftlich zu verbessern, denn die „Schulschiff Deutschland“ könnte in das touristische Gesamtpaket der Seestadt eingebunden werden. Das wiederum würde sich voraussichtlich spürbar auf die Einnahmen des Trägervereins auswirken, beispielsweise durch regelmäßiges „Open Ship“. Doch wann der 3-Master, der 1927 in Bremerhaven als das letzte Segelschulschiff der deutschen Handelsflotte 1927 gebaut wurde, in die Seestadt kommen wird und wo der endgültige Liegeplatz sein wird, darüber ist noch nicht entschieden.
Weiterhin gibt es für das Deutsche Schifffahrtsmuseum Pläne, den ehemaligen Frachtsegler "Najade", der 1888 auf der Geestemünder Tecklenburg erbaut wurde, als nicht fahrtaugliches Museumsschiff nachzubauen. Hierzu hat der Bund schon einen zweistelligen Millionenbetrag, die Rede ist von 46 Millionen Euro, bereitgestellt
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