Konjunkturlage und Ukraine-Krieg drücken Häfen-Prognose
Die weltweite Konjunkturschwäche und die wirtschaftlichen Auswirkungen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine haben die bremischen Häfen im Jahr 2022 vor Herausforderungen gestellt. Auch in diesem dritten von der Corona-Pandemie geprägten Jahr haben sich Störungen in den globalen Lieferketten auf die Häfen ausgewirkt, verursacht vor allem durch die chinesische "Null-Covid-Politik". Zugleich beeinflussen die Sanktionen gegen Russland und die Kriegsfolgen die weltweiten Warenströme und die Containerlogistik. "Die Kajen und Terminals in Bremen und Bremerhaven sind systemrelevant. Das haben uns in den vergangenen Monaten die Energiekrise als Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine und die immer noch starken Auswirkungen der Pandemie noch einmal sehr deutlich gemacht", sagt Dr. Claudia Schilling, Senatorin für Wissenschaft und Häfen. "Aber trotz aller Herausforderungen haben die Hafen- und Logistikwirtschaft genau wie die Beschäftigten auf den Schiffen und in den Häfen in diesen schwierigen Zeiten für die Versorgung der deutschen und europäischen Bevölkerung gesorgt. Und auch wir als Land werden weiterhin unserer Verantwortung für die bremischen Häfen gerecht, indem wir die Kajen und Terminals fit für die Zukunft machen."
Deutliches Plus bei Kreuzfahrten
In Bremen und Bremerhaven wird, auf Basis von Schätzungen der Senatorin für Wissenschaft und Häfen, im Jahr 2022 ein seeseitiger Güterumschlag von 64,5 Millionen Tonnen (minus 7,4 Prozent) erwartet. Der für das Jahr 2022 prognostizierte Gesamtumschlag setzt sich zusammen aus dem Umschlag der Hafenanlagen in Bremen-Stadt mit 12,2 Millionen Tonnen (minus 5,4 Prozent) und Bremerhaven mit 52,4 Millionen Tonnen (minus 7,9 Prozent). Ursächlich für den Umschlagsrückgang in Bremerhaven ist der schwächere Containerumschlag mit 47,3 Millionen Tonnen (minus 8,5 Prozent). Auch die Containeranzahl in Standardcontainern (TEU) fällt mit 4,6 Millionen TEU um 8,1 Prozent geringer als im Vorjahr aus.
Im Automobilumschlag wird für das Jahr 2022 mit einem Umschlag von 1,6 Millionen Fahrzeugen (minus 4,4 Prozent) gerechnet – Hauptgrund für den Rückgang sind die gestörten Lieferketten. Beim Massengutumschlag zeigen sich die Folgen des Krieges in besonderem Maße: 2019 wurden knapp 650.000 Tonnen Kohle und 914.000 Tonnen flüssige Mineralölerzeugnisse im Russland-Verkehr umgeschlagen, in den ersten zehn Monaten des Jahres 2022 fielen die Zahlen auf 101.000 Tonnen Kohle und 311.000 Tonnen flüssige Mineralölerzeugnisse.
Sehr positiv entwickelte sich das Kreuzfahrtgeschäft in Bremerhaven. Die 110 Schiffsabfertigungen bedeuten ein Plus von 190 Prozent gegenüber dem noch sehr stark von der Corona-Pandemie geprägten Jahr 2021. Mit über 232.000 Passagieren wurde fast das Vor-Corona-Niveau erreicht. Dies bedeutet ein Plus von 346 Prozent gegenüber dem Jahr 2021.
Der Plan für die Zukunft Trotz der seeseitigen Umschlagsrückgänge wird voraussichtlich die Eisenbahn auch im Jahr 2022 stärkster Verkehrsträger im Containerhinterlandverkehr sein. Dieses aus Sicht der Senatorin für Wissenschaft und Häfen auch unter dem Gesichtspunkt Klimaschutz positive Ergebnis ist einer der Erfolge der bremischen Häfenpolitik der aktuellen Legislaturperiode: Neben dem Ausbau des Netzes der Hafeneisenbahn läuft das Großprojekt "Neubau Columbuskaje" (80 Millionen Euro), die Westkaje im Kaiserhafen III (32,7 Millionen Euro) und die Kaje 66 (17,7 Millionen Euro) sind fertiggestellt und die Erneuerung des Kalihafens ist beschlossen.
Senatorin Dr. Schilling: "Wir haben seit 2019 so massiv wie nie zuvor in die Erneuerung der Hafeninfrastruktur investiert, damit die bremischen Häfen auch in den kommenden Jahren international wettbewerbsfähig bleiben. Unseren Plan für die Zukunft zeigen wir im neuen Hafenentwicklungskonzept 2035 auf, hinter dem auch alle wichtigen Partner aus der Hafenwirtschaft und -logistik stehen. Wir werden uns daran messen lassen, dass wir im Jahr 50 Millionen Euro investieren, um unsere Hafenanlagen für neue Herausforderungen zu ertüchtigen. Häfen sind der Motor der deutschen Wirtschaft. Deshalb fordern wir gemeinsam mit den anderen Küstenländern, dass der Bund mehr finanzielle Verantwortung für die deutschen Seehäfen übernimmt. Daneben bleibt es dringend erforderlich, die für den Containerterminal ungemein wichtige Anpassung der Fahrrinne der Außenweser schnell umzusetzen."
Bei zentralen Zukunftsprojekten wie der Weiterentwicklung des Containerterminals CTI bis IIIa und dem Ziel, bis 2035 zum klimaneutralen Hafenstandort und zu einer Drehscheibe für die Energiewende zu werden, kommen die Planungen voran: In den kommenden Monaten werden unter anderem die Ergebnisse der Potenzialstudien für den südlichen Fischereihafen und zum Thema Wasserstoff vorgestellt. Senatorin Dr. Schilling: "Unsere Häfen werden in diesem Jahrzehnt massiv gefordert. Die Hafenpolitik ist gut aufgestellt, um diese Herausforderungen zu meistern."
PM Senatorin für Wissenschaft und Häfen, Bremen 2022
Foto Bremenports/Scheer
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