Die beiden norddeutschen Werften in Flensburg und Rendsburg haben nun doch eine Zukunft, denn wie die vorläufigen Insolvenzverwalter am Freitagmorgen auf einer Pressekonferenz in Flensburg mitteilten wird die Bremerhavener Rönner Gruppe den Bau einer australischen Fähre auf der FSG-Werft fortsetzen. Hingegen die Bremer Lürssen-Werft die Nobiskrug-Werft in Rendsburg (Kreis Rendsburg-Eckernförde) übernehmen wird. Hierzu hatte Lürssen ein notarielles Angebot abgegeben.
Die Heinrich Rönner Gruppe, ein familiengeführtes Stahlbauunternehmen aus Bremerhaven mit mehr als 1.700 Mitarbeitern und 19 Standorten, wird demnach neuer Eigentümer der FSG-Werft in Flensburg. "Das derzeit im Bau befindliche Schiff der Searoad-Reederei wird fertiggestellt. Damit ist auch die kurzfristige Beschäftigung gesichert", sagte Insolvenzverwalter Dr. Christoph Morgen. Beide Unternehmen hätten sich auf eine Zusammenarbeit für die Fertigstellung der 210 Meter langen Frachtfähre geeinigt. Bei der FSG soll der Schiffbau laut Geschäftsführer Thorsten Rönner auch darüber hinaus eine Zukunft haben - möglich sei die Fertigung von weiteren Bauteilen etwa für die Offshore-Windkraft.
Die Bremer Lürssen-Gruppe, neuer Eigner der Werft Nobiskrug in Rendsburg ist in der Region nicht unbekannt, hat das Unternehmen doch schon auf der anderen Kanalseite mit der Kröger-Werft in Schacht-Audorf einen Standort, wo Megayachten bis 80 Meter Länge produziert werden. Nobiskrug hat seit der Gründung 1905 weit mehr als 750 Schiffe gebaut. Die Werft ist auf den Bau von Luxusjachten ab 60 Metern Länge spezialisiert. Zu den bekanntesten Neubauten vergangener Jahre gehört die 143 Meter lange Mega-Segeljacht „A“, die aber in Kiel gebaut wurde.
Doch direkt zur Arbeit zurückkehren können die Beschäftigten nicht. Bis die Kaufverträge unterschrieben seien, würden nun Transfergesellschaften ihren Betrieb aufnehmen, die ab dem 1. Februar den Übergang sichert und Weiterqualifizierungen ermöglicht. Über 95 Prozent der 500 Beschäftigten haben diesem Vorgehen vertraglich zugestimmt.
Seit Mitte Dezember haben die vorläufigen Insolvenzverwalter daran gearbeitet, Investoren für die heruntergewirtschafteten Werften zu finden. Aufgrund des erheblichen Investitionsstaus sind beide Werften aktuell noch nicht funktionsfähig. Hierfür müssen in den kommenden Monaten noch umfangreiche Vorarbeiten erledigt werden, zum Beispiel das Einholen von TÜV-Genehmigungen und Zertifizierungen, die Sanierung von Gebäuden, das Einrichten von Anlagen, die Materialbeschaffung und einiges mehr.
Erleichtert äußert sich auch Dr. Martin Bitter, Vorsitzender der IG Metall Rendsburg: „Nobiskrug wird als Schiffbau- und Industriestandort erhalten bleiben. Das ist in diesen unsicheren Zeiten eine gute Nachricht. Mit Lürssen gibt es einen Käufer, der die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und das nötige Know-how mitbringt, um die Werft wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bringen.“
Beide Werften, FSG und Nobiskrug gehörten zur Tennor-Gruppe des deutschen Investors Lars Windhorst. Am 12. Dezember 2024 war bekanntgeworden, dass die Amtsgerichte Flensburg und Neumünster für vier Gesellschaften der Werftengruppe Insolvenzeröffnungsverfahren eingeleitet haben. Nobiskrug und die FSG hatten bereits längere Zeit Probleme.
Die über 150 Jahre alte FSG-Werft in Flensburg hat mit unterschiedlichen Eigentümern verschiedene Schiffe gebaut: Fracht-, Vieh- und Passagierdampfer, Segelschiffe und Schwergutschiffe, Frachter und Forschungsschiffe. Schon mehrfach stand die Werft vor dem Aus, doch bislang konnte sich immer wieder ein Käufer für das Unternehmen finden.
Die Heirich-Rönner-Gruppe aus Bremerhaven hatte im November 2021 bereits die Stahlbauabteilung der Rendsburger Nobiskrug-Werft gekauft. Sie beschäftigt den Angaben zufolge etwa 1.700 Mitarbeiter an 19 Betriebs- und Produktionsstätten in Nord- und Ostdeutschland.
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