Deme chartert Hotelbarge „Kalmar“ für belgischen Hafen Oostende
Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Ideen: Um trotz der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie regelmäßig die Besatzung an Bord ihrer Arbeitsschiffe austauschen zu können, hat die belgische Deme Group die schwimmende Unterkunft KALMAR gechartert, die im belgischen Hafen Oostende stationiert wurde. Die Bagger-, Meeres- und Umwelttechnikgruppe Deme mit weltweit mehr als 5.200 Mitarbeitern gilt als internationaler Marktführer bei der Umsetzung von maritimen Infrastrukturprojekten, etwa beim Bau von Offshore-Windkraftanlagen.
Die Wohnbarge dient dabei für die Mitarbeiter, die ihre Kollegen ablösen sollen, als eine schwimmende Vorquarantäne-Station. Durch die Maßnahme soll das Ausbreitungs- und Ansteckungsrisiko auf den Arbeitschiffen minimiert und gleichzeitig ein drohender Arbeitsstopp verhindert werden. Die KALMAR, die zur Flotte der niederländischen Reederei Chevalier Floatels gehört, lag zuvor mehrere Monate im Bremerhavener Überseehafen und wurden von Mitarbeitern und Zulieferern der Papenburger Meyer Werft genutzt.
An Bord der 94 Meter langen und 26 Meter breiten Wohnbarge, die 1993 von der Meyer-Neptun-Werft in Rostock gebaut wurde, geht die neue Besatzung jeweils zwei Wochen lang in Quarantäne. Dies geschieht in kleinen Gruppen. Die Crews der jeweiligen Bagger- und Offshore-Schiffe würden dabei strikt getrennt. So seien soziale Kontakte und Aktivitäten an Bord der Quarantäne-Station streng geregelt. Nur wenn alle Mitarbeiter eines Teams gesund bleiben, werden sie in den Arbeitseinsatz geschickt.
Mit dieser Maßnahme reagiert die Deme Group auf die anhaltenden Beschränkungen durch die Corona-Krise. Zuvor hatte der Konzern die Einsatzzeiten der Besatzungen an Bord seiner Bagger- und Offshore-Schiffe bereits verlängert. Da ein Ende der Krise aber weiterhin nicht absehbar sei, habe man sich nun zum Anmieten der Wohnbarge entschlossen, wie der Konzern mitteilte. Dieser Schritt ermögliche in den kommenden Wochen einen regelmäßigen Crew-Wechsel und gewährleiste eine stabile Durchführung der geplanten Projekte.
Die niederländische Reederei Chevalier Floatels konnte in diesen aktuell schwierigen Zeiten mit dem Offshore-Versorgungsschiff DP GALYNA vom Hafen Oostende ein weiteres wichtiges Offshore-Projekt in Rekordzeit abschließen, wie das Unternehmen jetzt mitteilte. Erst Anfang April wurde ein Chartervertrag mit dem Offshore-Unterstützungsschiff DP GALYNA für den Einsatz auf einem belgischen Offshore-Windpark unterzeichnet und trotz Reisebeschränkungen konnte die Schiffsbesatzung und das Betriebsmanagement von Chevalier pünktlich mit dem Projekt beginnen. Bedingt auch durch die optimalen Wetterbedingungen konnte der Chartereinsatz des Schiffes nach nur vier statt wie zuvor geplant sechs Wochen Einsatz, zur vollsten Zufriedenheit für den Charterer abgeschlossen werden. Mittlerweile ist die DP GALYNA ist den belgischen Nordseehafen Oostende zurückgekehrt und wartet dort auf einen neuen Chartereinsatz.
Die DP GALYNA und das Schwesterschiff DP GEZINA waren in den vergangenen Jahren auch schon mehrfach bei deutschen Offshore-Windkraftprojekten beteiligt. Dabei diente mehrfach Bremerhaven als Basishafen für den regelmäßigen Technikerwechsel während des laufenden Chartereinsatzes der Schiffe.
Schon seit sechs Jahren bietet Chevalier Floatels die beiden ehemaligen schwedischen Passagier-Fährschiffe als schwimmende Hotels aber auch direkte Zubringerschiffe zu den Offshore-Windkraftanlagen an. Die beiden mehrfach umgebauten und auf 70 Meter verlängerten Schwesterschiffe verfügen dabei über eine integrierte Ampelmann-Gangway, die einen einfachen Übergang der Techniker direkt vom Hotelschiff auf die Offshoreanlage, ohne den Einsatz eines Crew-Transfer-Vessel (CTV), ermöglicht. Die installierte Ampelman-Gangway kann an bis zu 23,5 Meter hohen Anlandungspunkten an den Offshoreanlagen sowie bis zu einer Wellenhöhe von 3,20 Meter eingesetzt werden.
Nach einem weiteren Umbau im Winter 2016 verfügt die DP GALYNA nun über 38 Kabinen mit 55 Betten für Offshore-Techniker, ausgerüstet unter anderem mit Bad, Flachbildschirmen und Spielkonsolen. Zudem sind die Schiffe neben einem Restaurant und einer Lounge auch mit einem Hospital und einem Fitnessraum ausgestattet. Bis zu 16 Crewmitglieder kommen an Bord zum Einsatz.
Die beiden von Yran & Storbraaten entworfenen, ursprünglich 60,40 Meter langen und 11,40 Meter breiten Schwesterschiffe wurden auf der polnischen Remontowa-Werft für den Personen-Shuttle-Passagierverkehr im nördlichen Öresund zwischen Schweden und Dänemark für maximal 400 Passagiere geplant. Schon nach zwei Jahren Einsatz musste der Passagierdienst Anfang 2010 wieder eingestellt werden. Nach dem Erwerb von Chevalier Floatels erfolgte vor fünf Jahren ein umfangreicher Umbau und eine Verlängerung der beiden Schiffe, um 10 Meter auf nun 70 Meter und auf eine Verbreiterung auf nun 13,4 Meter. Zudem wurden die Schiffe mit zwei Rolls Royce Marine-Stabiliatoren ausgerüstet
Der Antrieb des Schiffes erfolgt diesel-elektrisch, dafür liefern fünf Volvo Penta Motoren D30A, die notwendige Energie für die beiden Schottel Twin Azimut-Propeller vom Typ STP 550 mit einer Leistung von jeweils 600 kW. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 13,5 Knoten angegeben. Zusätzlich verfügen die Schiffe zur besseren Manövrierfähigkeit über ein Bugstrahlruder mit 300 kW. Für die Ladungsübernahme von bis zu 2 20-Fuß-Materialcontainern auf dem Arbeitsdeck am Heck verfügen die Schiffe über einen 2 Tonnen Bordkran. Ferner befinden sich am Heck und an den Seiten Anlegemöglichkeiten für Crewboote für einen möglichen Passagierwechsel.
Das im niederländischen Kootwijkerbroek ansässige Unternehmen Chevalier Floatels BV ist vor rund 12 Jahren von Marcel Roelofs als Anbieter von schwimmenden Unterkünften gegründet worden: Zuerst konnte das Unternehmen innerhalb von nur vier Monaten der niederländischen Regierung zwei schwimmende Gefängnisse anbieten. Zwischenzeitlich konnten selbst im Kaspischen Meer Projekte abgewickelt werden, wo beispielsweise fünf “Floatels” für die Ölindustrie in Kasachstan zum Einsatz kamen. Aktuell verfügt das Unternehmen über Hotelbargen, wie beispielsweise der KALMAR mit einer Kapazität von bis zu 220 Betten verfügen, die kurzfristig für Einsätze bei Hafenbau- oder Werftprojekten als Übernachtungsunterkünfte eingesetzt werden können.
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