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AutorenbildChristian Eckardt

Peters Werft überholt Expeditionsyacht „Artic P“




Ursprünglich als weltweit leistungsstärkster Hochseeschlepper für Hamburger Bugsier Reederei unterwegs


Die Peters Werft in Wewelsfleth, ein mittelständisches Unternehmen im Bereich Neubau, Umbau und Reparaturen von Schiffen und Yachten, konnte sich jetzt einen besonderen Auftrag aus dem Yachtsegment sichern. Dort ist mittlerweile die Expeditions-Yacht „Artic P“ eingetroffen. Das Schiff wird für ein paar Monate im Dock für Umbau- und Instandsetzungsarbeiten liegen, wie die Werft jetzt in den Sozialen Medien mitteilte.


Anhand der Silhouette der 87,6 Meter langen Luxusyacht ist aber noch immer der ursprüngliche deutsche Hochseeschlepper „Arctic“ zu erkennen, der vor über 55 Jahren auf der Bremerhavener Schichau Werft am damaligen Standort am Neuen Hafen gebaut wurde.

Doch heute zieht das Schiff mit dem übergroßen Radarmast und den großen Satellitenanlagen keine Havaristen oder Ölplattformen mehr durch die Weltmeere, sondern dient als schwimmendes Urlaubsparadies für eine australische Millionärin.


Mit einem Pfahlzug von 179 Tonnen und Zugdrähten mit 380 Tonnen Bruchfestigkeit waren die beiden 1969 bei der Schichau-Werft erbauten Hochseeschlepper „Oceanic“ und das Schwesterschiff „Arctic“ die seinerzeit leistungsfähigsten und stärksten Bergungsschlepper weltweit. Diese kamen für die Hamburger Bugsier Reederei zum Einsatz. Der Bedarf an solch leistungsfähigen Schleppern bestand dadurch, dass im Jahr 1967 der Suezkanal in der Folge des 6-Tages-Krieges zum zweiten Mal von Ägypten für die Schifffahrt gesperrt wurde.


Damit mussten über mehrere Jahre alle Rohöltransporte aus dem arabischen Ölfördergebieten in Richtung Europa bzw. Amerika um die Südspitze Afrikas, das Kap der Guten Hoffnung, herum. Die Hamburger Bugsier Reederei unter Führung des Reeders Schuchmann erkannte damals, dass die damals immer größer werdenden Tanker im Fall von Havarien wesentlich größere Bergungsschlepper benötigten. Auch zeichneten sich damals schon Verschleppungsaufträge für Bohrinseln in der gerade entwickelnden Offshore-Ölförderung, beispielsweise in der Nordsee, ab.



Somit wurden die „Oceanic“ als auch die „Arctic“ längere Zeit entlang der Tankerroute an der Südspitze Afrikas stationiert. Im Jahr 1972 übernahm die mit einem eisverstärkten Rumpf erbaute "Arctic“ zum Beispiel das Freischleppen der in der Antarktis auf Grund gelaufenen Kreuzfahrtschiffes "Lindblad Explorer". Mitte der 80er Jahre erhielt das Schiff bei der Bauwerft noch zwei neue Deutz-Hauptmaschinen mit einer Leistung von jeweils 4853 kW. Doch schon zu diesem Zeitpunkt gab es immer weniger Beschäftigung für die beiden Hochseeschlepper.


Denn technische Verbesserungen im Schiffbau führten zu immer weniger Havarien und somit einem verminderten Bedarf an Bergungsschleppern. Auch der vermehrte Einsatz so genannter Ankerziehschlepper in der Offshore-Industrie sorgte somit zu immer längeren Standzeiten der Schiffe. Zum Anfang der 1990er Jahre wurden die „Oceanic“ und „Arctic“ über längere Zeiträume in Bremerhaven an der so genannten Schuchmannpier im Kaiserhafen I aufgelegt.


Über Umwege eines irischen Investmentunternehmens erwarb dann der australische Milliardär Kerry Packer den Schlepper und lies ihn ab 1994 auf der Malta Shipyards nach dem Design von Kusch Yachts zur Privatyacht umbauen. Nach der Fertigstellung trägt der ehemalige Schlepper nun den Namen „Arctic P“. In den Folgejahren wurde die Yacht immer wieder umgebaut und soll nun unter anderem über ein 4-D-Kino mit Surround-Sound und vibrierenden Stühlen, einen beheizten, vor Witterungseinflüssen geschützten Strandhauspool, ein voll ausgestattetes Fitnessstudio, eine Bibliothek als auch ein professionelles Tauchzentrum verfügen. Nach dem Tod von Kerry Packer 2005 erwarb die Tochter, die australische Geschäftsfrau und Philanthropin Gretel Packer in einem Vergleichsverfahren mit ihrem Bruder James Packer die Yacht. Diese bietet Platz für bis zu 12 Gäste und 25 Besatzungsmitglieder. Die Höchstgeschwindigkeit der „Arctic P“ wird mit 18 Knoten angegeben, die Reisegeschwindigkeit beträgt 15 Knoten.


Aufgrund der Vorgeschichte als Bergungsschlepper verfügt diese Yacht auch über ein paar bauartbedingte Besonderheiten im Vergleich zu den heutigen klassischen Yachten, so über einen 1.400.000 Liter fassenden Treibstofftank aber auch über einen eisverstärkten Rumpf. Im Jahr 2013 fuhr die „Arcitc P“ in Richtung Südpol und war diesem am dichtesten gewesen als alle bisherigen Schiffe. Zuletzt war die „Arctic P“ 677 Seemeilen vom Südpol in der Antarktis entfernt und sicherte sich damit auch einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde.

Die „Arctic P“ ist übrigens nicht der einzige ehemalige Bugsier-Bergungsschlepper der heute auf den Weltmeeren als Yacht verkehrt. So wurde 19993 die ehemalige „Simson“, 1973 ebenfalls auf der Schichau Werft in Bremerhaven erbaut, über die Hamburger Yachtagentur Claus Kusch an einen Schweizer Industriellen verkauft, der den Schlepper in Malta zur Yacht umbauen ließ. Mittlerweile verkehrt das 77,7 Meter lange Schiff unter dem Namen „Lone Ranger“ und lag in der Vergangenheit schon mehrfach bei Blohm + Voss in Hamburg für Umbauarbeiten.


Die ehemalige „Oceanic“, Schwesterschiff der „Arctic“, die ab März 1996 als Notschlepper für einen Einsatz in der Nordsee an den Bund verchartert wurde, konnte vor elf Jahren von Bugsier zunächst unter dem Namen „Osman Khan“ an eine türkische Reederei verkauft werden. Seit acht Jahren liegt der Schlepper nun schon auf einer Werft in Malta und wartet dort auf einen Yachtumbau, der bereits mehrfach angekündigt wurde. Doch bislang konnten Beobachter dort noch keine Umbauarbeiten erkennen

 

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