Einigung mit Gewerkschaft und Betriebsrat – Freiwilligenprogramm, ein Mitarbeiterbeitrag und weitere Aufträge sichern die Zukunft.
Ehemaliger Finanzminister Schneider vermittelt eine Lösung zwischen den Tarifparteien. Die Meyer Werft weist noch darauf hin, dass das Ergebnis noch der finalen Zustimmung der IG Metall-Mitglieder der Belegschaft bedarf, die Auszählung der Abstimmung läuft noch. Die Papenburger Meyer Werft hat mit der IG Metall Küste und dem Betriebsrat der Werft ein Paket zur längerfristigen Sicherung des Werftstandortes und der Wettbewerbsfähigkeit verabschiedet, wie das Unternehmen jetzt mitteilte. Die Vereinbarung endet am 31.12.2023. Sollten sich die Rahmenbedingungen, z.B. durch neue Aufträge, dauerhaft deutlich verbessern, endet die Vereinbarung zum Ende des laufenden Jahres. Die aktuelle Belegschaftsgröße wird an die Marktbedingungen, die Corona ausgelöst hat, angepasst.
Die gesamte Belegschaft der Werft wurde am heutigen Mittwoch (28.07.) auf einer Betriebsversammlung persönlich und online über die Maßnahmen ausführlich informiert, da die Werft durch die Corona-Krise deutlich weniger Arbeit hat. Die Fertigungsstunden pro Jahr sind massiv zurückgegangen, so dass die Geschäftsleitung gezwungen ist, das Unternehmen neu auszurichten. In diesem Zuge ist ein Personalabbau unvermeidbar.
Hiervon sind zunächst auf freiwilliger Basis bis zu 350 Mitarbeiter der Meyer Werft und 100 Mitarbeiter von EMS Maritime Services betroffen. Eine Erhöhung von Fremdleistung als Kompensation für diesen Abbau wurde gemeinsam ausgeschlossen.
„Die jetzige Einigung mit dem Betriebsrat und der IG Metall ist ein wichtiger Schritt zur Sicherung des Werftstandortes Papenburg, auch wenn der Personalabbau sehr schmerzt. Das verabschiedete sozialverträgliche Zukunftspaket funktioniert nur auf der Basis weiterer Aufträge für die Jahre 2024 und 2025. Die Aufträge aus Japan für NYK, die Beteiligung am Bau des Marinetankers und nun ein neues Appartementschiff helfen, die geringere Auslastung der Produktion zu stabilisieren. Sonst hätten wir das jetzige Ergebnis gar nicht erreichen können. Es zeigt aber auch, dass wir den Weg fortsetzen, neue Geschäftsfelder zu entwickeln. Es ist eine gute Chance für einen Neuanfang für die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat und der Gewerkschaft“, sagt Geschäftsführer Bernard Meyer.
In einem dreistufigen Abbau-Verfahren wird ein Freiwilligenprogramm mit einer Transfergesellschaft umgesetzt mit dem Ziel betriebsbedingten Kündigungen zu vermeiden bzw. zu minimieren und möglichst alle Stellen einvernehmlich abzubauen.
Maßnahmen zur verbesserten Wettbewerbsfähigkeit
Zur langfristigen Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und aller Arbeitsplätze wurden ein Mitarbeiterbeitrag und ein Effizienzsteigerungsziel für die Produktionskosten vereinbart. Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Zukunftspaketes ist eine geplante kontinuierliche Steigerung der Produktivität sowie ein Mitarbeiterbeitrag. Der Mitarbeiterbeitrag von 100 Stunden pro Jahr für die Meyer Werft kann durch Mehrarbeit oder Verzicht auf Sonderzahlungen erbracht werden. Für Mitarbeiter von EMS Maritime Services beträgt dieser 25 Stunden pro Jahr. Der Industrieservice der Ems Maritime wird aufgelöst, wo möglich werden die Mitarbeiter in anderen Produktionsbereichen und Unternehmen der Gruppe eingesetzt. Der Wettbewerbs- und der Preisdruck im Schiffbau steigen weiter deutlich. Geschäftsleitung, Betriebsrat und IG Metall haben sich auf die Einführung eines effektiven Zweischichtmodells in der Fertigung und den fertigungsnahen Bereichen geeinigt. Bereits früher existierende Schichtregelungen in Produktionsbereichen bleiben hiervon unberührt. Details zu dieser Regelung werden separat noch erarbeitet Die Meyer Gruppe hat nun an allen drei Werftstandorten Lösungen mit der Arbeitnehmerseite gefunden, um die Krise zu meistern und anschließend weiter wettbewerbsfähig am Markt agieren zu können. „Jetzt konzentrieren wir uns vollständig auf die Transformation der Gruppe, die weitere Digitalisierung und darauf möglichst schnell klimaneutrale Lösungen für unsere Schiffe und maritime Anwendungen zu entwickeln“, so Jan Meyer, Geschäftsführer. Dazu braucht es weitere innovative neue Schiffsprojekte. Die Unternehmensleitung bestätigte auf der heutigen Betriebsversammlung, dass ein weiteres Neubauprojekt mit Fertigstellung für Ende 2025 vorbehaltlich der Finanzierung gewonnen werden konnte. An dem Projekt Ocean Residences arbeitet die Werft seit längerer Zeit. Hierbei geht es um den Bau eines Appartementschiffs mit 290 Meter Länge und mehr als 130 Apartments. Dieser Auftrag ist dringend nötig, damit der Auslastungsrückgang in diesen Jahren nicht sogar noch größer als 40% sein wird.
Ohne die jüngsten Einzelaufträge von NYK, Ocean Residences sowie der Beteiligung am Marinetankerauftrag für die Neptun Werft würde die Sicherung der verbleibenden Arbeitsplätze noch deutlich schwieriger sein.
Fotos: Betriebsversammlung am 28.7.2021, Meyer Werft
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