Die „Bravenes“ des niederländischen Wasserbauunternehmens Van Oord, ein so genanntes Fallrohr-Fels-Installationsschiff (Subsea Rock Installation Vessel, SRI) traf jetzt bei Bredo Dry Docks in Bremerhaven für mehrwöchige Wartungsarbeiten ein. Wie Dirk Harms, Bredo-Geschäftsführer auf Anfrage mitteilte, bleibt das 2018 auf der Ningbo-Werft in China erbaute Schiff für rund drei Wochen in der Werft. In der kommenden Woche wird die „Bravenes“ für 10 Tage im Kaiserdock II der Lloyd Werft für Arbeiten am Unterwasserschiff trockengestellt.
Die „Bravenes“ ist für den Einsatz in der Offshore Öl- und Gasindustrie aber auch in der Offshore-Windindustrie, beispielsweise für die Installation eines Kolkschutzes bei den Fundamenten von Offshore-Windkraftanlagen für Wassertiefen von bis zu 600 m ausgestattet. Dabei ist das Verfahren mit den SRI-Einheite ist eine geprüfte Technik, die den Schutz und die Stabilität von Offshore-Strukturen und Pipelines durch das Abdecken von Pipelines und Kabeln mit Steinen, zum Schutz vor Kolk und zum Einebnen des Meeresbodens, gewährleistet.
Die Steine werden an Bord der „Bravenes“ über Förderbänder vom Lagerbehälter zum Trichter an Deck befördert. Die Vermessungs- und Positionierungsausrüstung an Bord identifiziert dann den genauen Ort und vom Trichter gelangt das Gestein in das flexible Fallrohr mit einem Durchmesser von 1,5 Meter, das das Gestein an der vorbestimmten Stelle platziert. Felsen für Mittelwasseroperationen werden über ein flexibles Fallrohr über der Seite durchgeführt, bei Tiefwasseroperationen werden die Steine mit einem flexiblen Fallrohr durch den so genannten Moon-Pool, eine untere rund 6 x 6 Meter große Öffnung im Rumpf des Schiffes, durchgeführt.
Das Schiff verfügt über das von der norwegischen Ulstein-Group patentierten X-Bow-Design mit dem abgerundeten Bug. Bei dieser Bugform ohne Wulstbug neigt sich der Steven oberhalb der Wasserlinie nach hinten. Die Vorteile der Form liegen im geringeren Strömungswiderstand und höheren Geschwindigkeiten bei schweren Seebedingungen. Die Ulstein-Group lieferte seinerzeit auch das Hauptfallrohr-Einsatzsystem und andere Hilfssysteme für die „Bravenes“.
Die Gesamtlänge des Schiffes beträgt 154,4 m, die Breite 28 m, die Tiefe bis zum Hauptdeck 13,3 m, der maximale Tiefgang 8 m und die Länge zwischen den Loten 147,9 m. Das Schiff hat eine Ladekapazität von 12.000 t und kann bis zu 2.000 Tonnen Gestein in der Stunde verarbeiten. Dabei können Gesteine bis zu einem Einzelgewicht von bis 500 Kilogramm an Bord befördert werden.
Die „Bravenes“ ist mit einem dynamischen DP-3-Positionierungssystem ausgestattet und gemäß der Eisklasse 1A von Bureau Veritas klassifiziert. Es ist für den ganzjährigen Betrieb bei widrigen Wetter- und Hochseebedingungen ausgestattet und bietet Platz für bis zu 60 Personen an Bord. Es kann bei einer Servicegeschwindigkeit von 13 Knoten maximal 45 Tage auf See verbringen.
Die „Bravenes“ verfügt über zwei 3.840-kW- und zwei 2.880-kW-Hauptgeneratorsätze. Das Antriebssystem besteht aus zwei 3.100-kW-Azimut-Hauptstrahlrudern. Zudem ist das Schiff mit zwei einziehbaren 2.000-kW-AR100-Azimuth-Bugstrahlrudern von Brunvoll unter dem Rumpf ausgestattet, während ein Satz von zwei 1.500-kW-FU90-Tunnelstrahlrudern am vorderen Teil des Bugs installiert sind.
Die „Bravenes“ kam nach der Ablieferung für verschiedene nordeuropäische Projekte zum Einsatz, so im Sommer 2018 in der Ostsee bei Arbeiten an der russischen Gaspipeline Nord Stream 2. Im vergangenem Winter war das Spezialschiff bei der Einbringung von Felsen als Kolkschutz beim Offshore-Windparkt Seagrean in Tiefen von bis zu 50 Meter ein. Seagrean ist mit einer Leistung von 1,1 Gigawatt mit 114 Vestas V 164-10 MW Turbinen der größte Windpark Schottlands und zudem ein Offshore-Windpark mit der weltweit größten Installationstiefe. Der Windpark, der voraussichtlich 2023 in den kommerziellen Betrieb gehen wird, befindet sich 16 Meilen vor der Küste von Angus in Schottland und wird auf dreibeinigen Jacket-Fundamenten installiert. Für dieses spezifische Projekt, das Ende Oktober 2021 begann, setzte Van Oord das Fallrohrschiff „Bravenes“ ein, bei dem die Steine über das automatisierte Fallrohrsystem über die Bordwand zu Wasser gelassen wurden. Anschließend konnte das Gestein mithilfe eines leistungsstarken Unterwasserroboters (ROV – Remote Operating Vehicle) sehr genau und effizient um die Jacket-Fundamente herum abgelagert werden.
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