Rund 2.000 Tonnen Krillmehl, das Anfang September in Montevideo, Uruguay geladen wurde, löschte das norwegische Fischereifahrzeug „Antartic Provider“ jetzt im Neustädter Hafen in Bremen. Bestimmt ist dies für die europäische Futtermittelindustrie, wie ein Vertreter des Hafendienstleisters J. Müller in Bremen, auf Anfrage erklärte. Zudem erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Landesuntersuchungsamt eine veterinärische Eingangsuntersuchung des Krillmehls, unter anderem auf Salmonellen, das in Big-Backs aber auch in Säcken gelöscht wurde. Mittlerweile hat die „Antarcic Provider“ mit einer Tragfähigkeit von 20. 300 tdw die Hansestadt mit Kurs auf Norwegen verlassen, wo nun Wartungs- und Überholungsarbeiten an dem erst in diesem Frühjahr in Fahrt gekommenen Fahrzeug durchgeführt werden. Gebaut wurde es von der chinesischen Werft CIMC Raffles für das norwegische Fischerei- und Biotech-Unternehmen Aker BioMarine.
Fotos: Jessica Christians
Die unter norwegischer Flagge (NIS) fahrende „Antarctic Provider“ mit einer Länge von 167,6 m, einer Breite von 27 m und einem Tiefgang von 7 m wurde nach der Klassifizierung von DNV GL gebaut. Das bis zu 15 Knoten schnelle Schiff ist mit einem Wärtsilä 31-Viertakt-Dieselmotor in Kombination mit einem Hybridantriebssystem ausgestattet. Der Motor ist auch für zukünftige, umweltfreundlichere Kraftstoffe umrüstbar. Das Schiff ist zudem mit einer Dynamic Positioning (DP)-Funktionen ausgestattet, die ein Ankern während des Umschlags vermeidet. Die „Antartic Provider“ dient hauptsächlich für den Transport von Krillprodukten zwischen den antarktischen Fischereigebieten und dem südamerikanischen Logistikzentrum von Aker BioMarine in Montevideo, sowie der Treibstoff- und Materialversorgung der in der Antarktis eingesetzten Fischereifahrzeuge.
Seit 2006 hat Aker Biomarine in Montevideo seine für heute wichtigste Logistikdrehscheibe stetig ausgebaut. Dort verfügt man über insgesamt 15. 000 m2 Lagerfläche, komplett mit kundenspezifischen Umverpackungsanlagen und das Unternehmen erwartet, dass es in den kommenden Jahren eines der größten Exporteure Uruguays, bezogen auf die Tonnage, wird.
„Die Antartic Provider“ verfügt über eine besondere Rumpffestigkeit und für den extremen Einsatz in der Antarktis auch über eine besondere Kältebeständigkeit und entspricht vollständig dem Polar Code der International Maritime Organization (IMO). Für den Transport der gefangenen Krillprodukte stehen insgesamt vier Laderäume mit einer Bruttokapazität von bis zu 40.000 Kubikmetern an Bord zur Verfügung, die mit einem bordeigenen Kran beladen werden.
Seit einigen Jahren kämpfen vor allem verschiedene norwegische und chinesische Unternehmen um Rechte in der lukrativen Krillfischerei, auf das so genannte „Rosa Gold“ in der Antarktis. Hunderte Millionen Tonnen des eiweißhaltigen Schalentiers schwimmen vor allem in dem Südpolarmeer und dienen als Hauptnahrungsquelle für die Blauwale. Aber auch Robben und Pinguine haben den Krill zum Fressen gern – das norwegische Wort Krill bedeutet übrigens Walnahrung. Der Gesamt-Krillbestand wird auf 200-500 Mio. t geschätzt, die genehmigte Gesamtfangmenge ist auf 5,6 Mio. t limitiert.
Nach Einsetzen der ersten kommerziellen Nutzung der Krillbestände Anfang der 70er Jahre expandierte die Krillfischerei innerhalb weniger Jahre und erreichte bereits 1982 mit 530.000 t ihren ersten Höhepunkt. Seit Mitte der 90er Jahre schwankt der jährliche Gesamtertrag zwischen 120.000 t und 230.000 Tonnen pro Jahr. Anfangs lag das Hauptinteresse in der Krillfischerei noch auf Produkte, die für den menschlichen Konsum geeignet waren (gekochter und geschälter Krill, Krill in Dosen). Dieses hat sich auch durch eine veränderte Fang- und Verarbeitungstechnik geändert. So werden derzeit vornehmlich vier verschiedene Produkte hergestellt: frisch gefrosteter Krill, gekochter und anschließend gefrosteter Krill, geschältes Krillfleisch und Krillmehl als Fischmehlersatz. Das Krillmehl kommt dabei in erster Line für die Aquakultur-Industrie auf den Markt, so beispielsweise auch in den norwegischen Lachsfarmen. Ein weiterer und lukrativer Teil des Fanges wird als hochwertiges Nahrungsergänzungmittel (Omega-3) produziert.
Wie Aker Biomarine kürzlich erklärte, seien die Krillfänge in diesem Jahr aufgrund der schwierigen Eisbedingungen in der Antarktis-Region, niedriger als erwartet ausgefallen, was zu einem Ergebnisrückgang des börsennotierten Unternehmens geführt habe. Gerade Aker Biomarine ist ein wichtiger Lieferant für die Aquakultur und erst vor zwei Monaten meldete das Unternehmen in seinem zweiten Quartalsbericht ein starkes Wachstum für sein Markensegment, erwähnte aber auch Probleme mit dem Krillfang. Die Saison in der Antarktis beginnt normalerweise im Dezember und dauert etwa zehn Monate. Somit wurde die diesjährige Saison im September beendet und die „Antarctic Provider“ und weitere Fangschiffe von Aker Biomarine wurden für geplante Wartungsarbeiten in die Häfen zurückbeordert.
Wie Aker Biomarine erklärte war der Fang in diesem Jahr aufgrund der geringen Verfügbarkeit von Krill in bestimmten Fanggebieten sehr ungenügend. „Die Anzahl der Fangtage in diesem Jahr liegt 18 % unter dem niedrigsten der vergleichbaren Werte der letzten acht Jahre und ist 23 % niedriger als der Durchschnitt (nur in der Antarktis und im Saga-Meer) als eine große Anzahl von Tagen wurde damit verbracht, Krill aufzuspüren.“ Zwar sei die Gesamtbiomasse in der Antarktis solide, wobei eine aktuelle Studie einen Anstieg von 17 % in den letzten 20 Jahren zeigt.
Fotoanlage: Antartic Provider am 4.10 auf der Weser in Bremen-Nord, Foto Jessica Christians/
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