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Neues Fischereiforschungsschiff „Walther Herwig“ in Litauen auf Kiel gelegt

Autorenbild: Christian EckardtChristian Eckardt


Neubau soll ab 2027 bisherige „Walther Herwig III“ ersetzen

 

Am litauischen Werftstandort Klaipeda ist jetzt der Bau des neuen Forschungsschiffes „Walther Herwig“ gestartet. Mit der Kiellegung beginnt im Ersatzbauprojekt eines der weltweit modernsten und leistungsfähigsten Schiffe für die deutsche Fischerei- und Meeresforschung die praktische Bauphase.

 

Im Jahr 2027 soll das Schiff für die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) als Reederin in Betrieb gehen. Den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Thünen-Instituts wird mit diesem Schiff dann die interdisziplinäre Fischereiforschung auf höchstem Niveau ermöglicht.

 

Vorgesehen ist, dass der 85 Meter lange und 18 Meter breite Schiffskörper zunächst in Litauen mit den technischen Großkomponenten, wie beispielsweise der Motorenanlage, vorgefertigt wird. Ende kommenden Jahres soll der Rumpf dann zur Fassmer-Werft in Berne an der Unterweser zur Endmontage geschleppt werden.  Die Indienststellung des Schiffes ist für Sommer 2027 geplant.

„Der Klimawandel verändert die Ökosysteme in den Meeren mit dramatischer Geschwindigkeit. Um die Auswirkungen auf die Fischbestände zu verstehen und der Politik Empfehlungen für deren nachhaltige Bewirtschaftung geben zu können, brauchen wir eine Plattform mit modernster Technik, von der aus wir die Veränderungen physikalischer Parameter ebenso beobachten und messen können wie Großwale.“ Mit diesen Worten verdeutlicht Dr. Gerd Kraus, Leiter des Thünen-Instituts für Seefischerei, den Nutzen des neuen Fischereiforschungsschiffs (FFS) des Bundes. Das dann größte Schiff in der Flotte der deutschen FFS wird Platz für ungefähr 46 Personen bieten.

 

BLE-Forschungsschiffkapitän Stefan Meier weist auf die besondere Aufgabe hin, das neue Fischereiforschungsschiff als zukünftiger Kapitän mit zu entwickeln und zu sehen, wie aus den Planungsunterlagen ein realer Schiffskörper heranwächst. „Ich bin gespannt auf die Herausforderungen, die das neue Schiff bringen wird. Es bietet in vielerlei Hinsicht neue Chancen für die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Crew und Reederei. Ich freue mich sehr darauf, mit dem Schiff in See zu stechen und zu beobachten, wie es sich vor allem in der rauen See des Nordatlantiks verhält. Hochinteressant ist es auch, mit der neuesten Technik an Bord zu arbeiten und diese verbesserten Möglichkeiten auszuprobieren und einzusetzen“, so Meier.

 

Zur Ausrüstung gehören unter anderem zehn Labore, Arbeitskräne, eine Vorrichtung für pelagische und demersale Fischerei sowie Twin-Trawling, ein Heckkran und ein Aussetzsystem für Forschungsarbeiten in der Tiefe. Ein großes freies Arbeitsdeck und diverse Container-Stellplätze dienen als multifunktionale Auslegung mit Zukunftsreserven. So ermöglicht es dem Thünen-Institut als Nutzer des Schiffes das Monitoring wichtiger Fischbestände, meeresökologische Untersuchungen mit modernsten Methoden, aber auch meereschemische und physikalische Messungen sowie die Erforschung von Auswirkungen der Fischerei auf die Meeresumwelt. Damit schafft die Bundesregierung eine Grundlage dafür, die nachhaltige Nutzung der lebenden Meeresressourcen und den Schutz der marinen Ökosysteme in Einklang zu bringen.

 

Dank einer Abgasnachbehandlung durch SCR-Katalysatoren und Rußpartikelfilter werden anspruchsvolle Abgasvorschriften erfüllt und damit der gesetzliche Standard übertroffen. Die Grenzwerte des „Blauen Engels“ für umweltfreundliches Schiffsdesign (RAL-UZ 141) und US EPA TIER IV werden ebenfalls unterschritten. Zudem kann der Antrieb auf die Nutzung von Methanol als Kraftstoff umgerüstet werden (FuelReady).

 

Die Konzeption und Planung, das europaweite Vergabeverfahren sowie die technische Begleitung des Großprojektes übernahmen federführend das Referat Schiffstechnik der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW), unterstützt von einem Projektteam, dem die BLE als Auftraggeber und Reederin sowie das Thünen-Institut als künftiger Nutzer angehören.

 


Eigentlich sollte der Nachbau der 31 Jahre alten „Walter Herwig III“ längst in Fahrt sein, denn schon im Jahr 2017 wurde der Neubauauftrag für das in die Jahre gekommene deutsche Fischereiforschungsschiff (FFS) „Walther Herwig III“ für rund 85 Millionen Euro vergeben. Die niederländische DAMEN-Werft konnte sich seinerzeit mit dem Entwurf eines 85 Meter langen und 17 Meter breiten Schiffes mit Platz für bis zu 26 Crewmitglieder und die gleiche Anzahl an Wissenschaftlern durchsetzen. Doch in der Detailplanung gab es dann zwischen Werft und dem Auftraggeber, dem Bundeslandwirtschaftsministerium, keine Einigung. Somit wurde der Neubauauftrag wieder neu ausgeschrieben, in der sich dann die Fassmer Werft mit ihrem Angebot durchsetzen konnte.


Die aktuelle 63,15 Meter lange „Walther Herwig III“ wurde zwischen 1992/1993 unter der Baunummer 167 von der ARGE Fischereiforschungsschiff in einem Zusammenschluss der beiden damals zur Hegemann-Gruppe gehörenden Werften Peenewerft in Wolgast und Rolandwerft in Berne, an der Unterweser gebaut. Das Schiff ist nach Walther Herwig benannt, dem Begründer der deutschen Hochseefischerei.

 

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