„Mein Schiff 3“ mit über 2.500 Passagieren ist das erste Kreuzfahrtschiff an der neuen Kaje in Bremerhaven
Nach Abschluss einer 28-tägigen Reise der "Mein Schiff 3“ von TUI Cruises zu den Kanarischen Inseln, den Azoren und den Kapverdischen Inseln machte das Kreuzfahrtschiff mit rund 2.500 Passagieren nun am 19. April erstmals an dem 1. Bauabschnitt der neuen, 400 Meter langen Columbuskaje in Bremerhaven fest. Damit war dies rund 3 Wochen nach der offiziellen und termingenauen Übergabe dieses Teilstücks an den Terminalbetreiber Columbus Cruise Center Bremerhaven der Erstanlauf an dieser Kaje. Zudem wurde auch die erste von insgesamt drei neuen Passagierbrücken erstmals und reibungslos in Betrieb genommen werden.
Das Ehepaar Anne und Erhard Winter aus dem Raum Magdeburg waren dann um 7.15 Uhr die ersten Passagiere, die nach der frühen Ankunft des 293 Meter langen Kreuzfahrtschiffes über Deck 4 das Schiff über die neue Passagierbrücke verlassen konnten. Ging es bei der Abfahrt noch mit einem Shuttlebus vom Terminalgebäude über die Kaje zum Kreuzfahrtschiff, das auf der südlichen und noch nicht erneuerten Außenposition der Columbuskaje lag, konnte Familie Winter nun bequem über die neue gläserne und somit lichtdurchflutete Passagierbrücke des spanischen Herstellers Adelte, in rund 4 Meter Höhe über der neuen Kaje, das Schiff verlassen.
Die Abmessungen dieser neuen Brücke ist deutlich größer als die inzwischen verschrotteten alten Passagierbrücken, die fast 20 Jahre auf der Pier standen. Denn diese neue Brücke ist so ausgelegt, dass selbst Schiffe mit 6.500 Reisenden zügig das Schiff verlassen können. Ausgelegt ist die Brücke für einen Durchlauf von 1.850 Passagieren pro Stunde, so dass theoretisch alle Gäste der „Mein Schiff 3“ in nicht einmal zwei Stunden das Schiff verlassen können.
Die neue Pegasus-Passagierbrücke, deren Entwicklungs- und Baukosten mit rund 3,5 Millionen Euro kalkuliert wird, gilt als die weltweit größte ihrer Art und wurde in den vergangen drei Monaten von einem guten Dutzend Monteuren des Herstellers an der Pier aufgebaut. Per Schwerlast-LKW wurden die vorgefertigten und auch schon lackierten Segmente aus Spanien angeliefert und noch bis kurz vor der Inbetriebnahme mussten noch Restarbeiten durchgeführt werden. Dazu gehörte am vergangen Wochenende auch noch ein notwendiger Belastungstest, bei dem in die neue Brücke rund 70 jeweils 1 Kubikmeter Wasser fassende Kunststoffcontainer, so genannte IBC, aufgebaut wurden. Diese wurden anschließend mit Wasser gefüllt und verblieben über Nacht in dem Brückengang. Am Anfang der Woche wurde dann von Bremeports, in dessen Auftrag diese Brücken erstellt wurden, einen Anlegeschiff mit einem Schiff aus der Flotte der Hafengesellschaft simuliert. Dieser Test aber auch alle anderen Arbeiten konnten erfolgreich abgeschlossen werden. Auch die drei seit mehr als vier Jahren an diesem Projekt beteiligten Mitarbeiter Michael Staar, Ralf Wendorff und Dirk Mahrholz ließen es sich nicht nehmen, den ersten Praxiseinsatz der Brücke anzuschauen. „Es ist schon toll zu sehen, wenn man ein Projekt nach so langer Zeit abschließen kann und alles funktioniert problemlos“ resümiert Michael Staar.
In den nächsten vier Wochen verbleiben die Monteure von Adelte noch vor Ort um mögliche Kinderkrankheiten an der Brücke zu beseitigen. Zudem werden die Beschäftigten vom Kreuzfahrtterminal und dem Sicherheitsdienst auf den Betrieb der neuen Brücke, die an der Pier entlangfahren kann, nun noch intensiv eingewiesen. Denn jetzt startet die Kreuzfahrtsaison an der Columbuskaje mit Abfahrten in Richtung Nordlang in vollen Zügen, so wird schon morgen, (Donnerstag 20.4.) das nächste TUI Cruises Schiff mit über 2.500 Passagieren, die „Mein Schiff 1“ aus Spanien kommend, in Bremerhaven erwartet. Zudem kommt gegen 7.00 Uhr das Kreuzfahrtschiff „World Odyssey“ aus Amsterdam mit 400 vorwiegend amerikanischen Studenten.
Die Monteure von Adelte haben derweil nur eine kurze Pause bei ihren Familien in Spanien, denn schon ab Juni sollen dann die beiden weiteren Brücken auf dem angrenzenden aktuellen rund 250 Meter langen 2. Bauabschnitt der Columbuskaje aufgebaut werden, die dann im September einsatzbereit sein sollen. Derzeit wird noch geprüft, ob die Bauteile per LKW oder auf dem Seeweg angeliefert werden können. Erst kürzlich war Bremenports-Mitarbeiter Ralf Wendorff, der über eine Zusatzausbildung als Schweißnahtsicht- und Beschichtungsinspektor verfügt, nochmals im Werk in Spanien und hat sich von der Qualität des Korrosionsschutzes und Lackierung überzeugt. „Wir stellen hohe Ansprüche.“ sagt Wendorff. „Der Stahl muss nach der Fertigung bzw. vor dem Strahlen porenfrei und fettfrei sein und die Ecken und Kanten müssen gerundet werden, um Rost keinerlei Angriffsmöglichkeiten zu bieten.“ Denn aufgrund des „Sprüh-Salznebels“ herrscht an der Columbuskaje eine der höchsten Korrosivitätskategorien.
Mit einer Länge von 56 Metern und einer Laufflächenbreite von 2,50 Meter sind diese Passagierbrücken vom Typ Pegasus Seaport Passenger Boarding Bridges (SPBBs) die größten dieses Typs, die jemals gebaut wurden. Da die neue Columbuskaje rund 20 Meter vor der alten Kaje entstand konnten die alten Passagierbrücken nicht mehr verwendet werden. Die neuen Brücken bestehen aus zwei verglasten Tunnelabschnitten, einer Kabine und einem Gebäudeanschlussmodul. Die technisch anspruchsvollen Teile können alle Bewegungen eines Kreuzfahrtschiffs während der gesamten Schiffsabfertigung und bei jeder Tide ausgleichen. Elektromechanische Hubsysteme in den Säulen ermöglichen den Brücken eine Einstiegshöhe von bis zu 16 Metern über dem Meeresspiegel. Die Brücken können sich in Längsrichtung entlang des Kais bewegen, denn sie laufen auf 2 Schienen und weserseitig zusätzlich auf Gummirädern und ermöglichen das Einsteigen von jeder verglasten Türposition des Kreuzfahrtterminalgebäudes. Ferner wurden die Brücken so konstruiert und gebaut, dass sie auch möglichen Überschwemmungen widerstehen können. Dies schließt somit auch einen besonderen Korrosionsschutz mit ein.
Die drei bisherigen Fahrgastbrücken an der Columbuskaje, die vom Bremer Hersteller Kocks hergestellt hatte, hatten im letzten Jahr schon ausgedient. In den 20 Jahren ihres Einsatzes sind mehr als eine Millionen Gäste, Crewmitglieder und Behördenvertreter über sie an oder von Bord gegangen. Den letzten Einsatz hatten die letzten beiden Passagierbrücken am 20. Oktober bei dem Kreuzfahrtschiff „Amera“ von Phönix Reisen. Aufgrund verschiedener Anforderungen in den verschiedenen Kreuzfahrthäfen, gab es für sie leider keinen Gebrauchtmarkt. Und so wurden die insgesamt 190 Tonnen Stahl auf das Südende der Columbuskaje verbracht, zerkleinert, um dann über einen Schrotthändler entsorgt zu werden.
Weltweit gibt es wohl nur ein knappe Hersteller von Passagierbrücken, sei es für Flughäfen als auch in Kreuzfahrtfähren. Adelte ist bei den deutschen Cruiseterminals nicht unbekannt, sind doch schon jeweils drei Passagierbrücken in Kiel und Hamburg installiert worden. In den vergangenen Monaten hatte das Unternehmen schon weitere achtzehn SPBBs an verschiedene Kreuzfahrt- und Fährterminals auf der ganzen Welt geliefert, so nach Miami, Boston, Brisbane, Dubai und Calais.
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