Foto: Archiv Deutsches Schifffahrtsmuseum
Fähre stellte am 28. Februar 1983 den Betrieb ein
Mit dem aktuellen Neubau der Kaje 82 auf der Ostseite des Fischereihafens erfolgte nun im Bereich der Kaperstraße auch der Rückbau des ehemaligen Anlegers der Fischereihafenfähre, die hier bis im Februar 1983 kostenlos für PKW- und Fußpassagiere verkehrte.
Im Auftrag von Bremenports erfolgt aktuell für die Erschließung eines Erbpacht-Produktionsgrundstückes auf der Ostseite des Fischereihafens II. Auf der Fläche mit direktem Wasserzugang will zukünftig das Bremer Unternehmen Dörries Yachts luxuriöse Yachten ab einer Länge von 35 Metern produzieren. Die Kaje 82 ist dabei der fehlende Lückenschluss zwischen den bestehenden Kajen 107 und 5 und reicht vom Heise-Gelände im Norden bis zur Kaperstraße im Süden. Auf dieser Fläche war von 1937 bis 1988 die Sieghold-Werft angesiedelt. Doch bevor die eigentlichen Arbeiten beginnen, das bedeutet der Bau einer neuen Wellenspundwand auf rund 178 Meter Länge, muss ein Teil der Fläche rückgebaut werden. Dazu gehört das Ziehen von 19 vorhanden Dalben verschiedener Durchmesser aus der Zeit der Sieghold-Werft, das Entfernen der maroden Böschungsbefestigung und der oberen Sedimentschicht und eben auch der Rückbau des ehemaligen Fähranlegers.
Doch nur wenige Informationen liegen heute bei der Fischereihafenbetriebsgesellschaft (FBG) aber auch im Archiv des Deutschen Schiffahrtsmuseums über die Geschichte und den Verbleib der Fähre vor.
Gebaut wurde die Fähre um 1911 als so genannte „Grodenfähre“ auf der Kremer-Werft in Elmshorn und verkehrte bis nach den 2. Weltkrieg als Personen- und Fahrzeugfähre in Wilhelmshaven. Hier konnte man kostenlos zwischen dem „Großen Hafen“ und dem Zwischenhafen in der Jadestadt verkehren. Um 1948 traf die 38 Tonnen tragende Fähre dann in Bremerhaven ein und verband den östlichen Fischereihafen II am Ende der Kaperstraße mit der Westseite des Fischereihafens, der seinerzeit noch nicht voll erschlossen war. Zuvor verband nur ein Ruderboot die beiden Fischereihafenseiten, eine „Groschenfähre“.
Von 1921 bis 1925 erfolgte der Bau des Fischereihafens II, in dem der Weserarm Alte Weser vom Hauptstrom abgeschnitten wurde. Damit wurde die ehemalige Weserinsel Luneplate zum Festland. In den Nachkriegsjahren siedelten sich auf der Westseite erste Betriebe der Fischwirtschaft an, die diese Fähre genauso nutzten, wie die Bewohner des ehemaligen Ehrensberger Lager, wo seinerzeit Flüchtlinge und Aussiedler untergebracht waren. Dabei handelte es sich um das ehemalige Barackenlager der Vorpostenflottillen, das später nach dem Fregattenkapitän A. Ehrensberger benannt wurde, der als Chef der 8. Vorpostenflottille am 9. Juni 1940 mit dem Vorpostenboot V 801 vor Ameland untergegangen war.
Von 1957 bis 1962 befand sich die Jungfischerschule auf der Westseite des Fischereihafens, die der der Ausbildung von Hochseefischern diente. Die Schüler die dort Internatsähnlich untergebracht waren, nutzen auch diese Fähre. Ab 1968 nahm die Rickmers Werft in diesem Bereich einen Schiffsreparaturbetrieb auf, wo dann ab 1972 auch ein Schwimmdock eingesetzt wurde, so dass der Fährbetrieb voll genutzt wurde. Dieser vom damaligen Hansestadt Bremischen Amt betriebene Fährverkehr war übrigens auf Betreiben der Industrie- und Handelskammer kostenlos, eine wasserwegerechtliche Verpflichtung dazu bestand nicht. Die Fähre wurde 1972/73 gründlich überholt und beförderte in guten Jahren wurden rund 130.000 Fahrgäste, 29.000 PKW und 9.000 LKW. Die Überfahrt rechnete sich vor allem für Fußgänger und Fahrradfahrer, da man so eine Ersparnis von rund 5 Kilometern, statt des Weges über die Doppelschleuse, hatte. Die Fähre verkehrte werktags und samstags im Pendelverkehr alle 15 Minuten. Am 28. Februar 1983 verkehrte die Fischereihafenfähre das letzte Mal, der Dienst wurde eingestellt und der Verbleib der Fähre nach dieser Zeit ist unklar.
Bis zuletzt konnte man am Ende der Kaperstraße noch den aus Stahl gefertigten alten Fähranleger erkennen. Auf der Westseite des Fischereihafens ist der alte Anleger schon seit vielen Jahren verschwunden, dort nutzt die Firma Inselmann die Einbuchtung des ehemaligen Fähranlegers für den Einsatz eines mobilen Bootsliftes um dort Motor- und Segelyachten aus dem Wasser zu heben.
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