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  • AutorenbildChristian Eckardt

Kapitän John Marcus verlässt die Brücke des Nautischen Büros Bremen



Unternehmen wird vom ehemaligen Weserlotsen Roland Wegner fortgeführt


Kapitän John P. Marcus (68), Gründer und langjähriger Geschäftsführer des Nautischen Büros Bremen (NBB) hat zum Jahresanfang 2022 das seit 35 Jahren bestehende Unternehmen an den ehemaligen Weser-I-Lotsen Roland Wegner, 53, übergeben.



Mit zeitweise über 35 Mitarbeitern füllt die Firma die Schnittstelle zwischen der Inbetriebnahme der fertiggestellten Schiffe durch die meisten, deutschen Werften und der Übergabe an die Reeder/Eigner so komplett wie möglich aus und entlastet die Werften damit von logistisch aufwändigen und personalintensiven Anschlussleistungen. Diese bestehen hauptsächlich in der qualifizierten Hafen- und Seeerprobung mit allen ihren Nebenarbeiten. Mit bis zu drei kompletten, erfahrenen Erprobungsbesatzungen inklusive der seemännischen, medizinischen Ausrüstung und des Catering, der Dockungs- und Probefahrtlogistik, sowie mit diversen nautischen und technischen Vermessungen der Einheiten bis zum Training und Verbringung zum Kunden deckt NBB nun ab 1. Januar unter Kapitän Roland Wegner weiterhin das ab, was nicht zum Kerngeschäft der Werften gehört bzw. sich für sie immer aktualisiert vorzuhalten nicht lohnt. Das Unternehmen ist auch weiterhin für die Bereederung des handlichen, 1958 gebauten Voith Schlepper „Greif“ im Bereich der Unterweser-Werften verantwortlich. Seit dem letzten Jahr gehört die „Greif“ der Logistik- und Schlepp-GmbH (LSG) aus Lemwerder, ein Gemeinschaftsunternehmen der Unterweser-Werften Fassmer, Abeking & Rasmussen und Lürssen.



Im Auftrag der Werften werden so vom Nautischen Büro heute Container-, Forschungs- und Kreuzfahrtschiffe, Luxusyachten, Kühlfrachter, Tanker, Minensucher, Hochseeschlepper usw. getestet. Manchmal legen nordeuropäische Reeder großen Wert darauf, dass ihre in Asien gebauten Schiffe nach deutschen Qualitätsnormen abgenommen werden. Dieser Auftrag wird genauso erledigt wie eine Erprobung an der Pier, Regulierung der Kompasse, Begutachtung von Schadensfällen, Beratung der Zulieferer bei der Entwicklung neuer Navigationskomponenten oder Anordnung von Brückenpulten.


Früher hatte jede Werft Kapitäne und Schiffsbetriebsingenieure in ihrem Personalbestand, um eigenständig Probefahrten durchzuführen. Aber seit ca. 15 Jahren ist dieser Personalbereich für die meisten Werften zu teuer. Deshalb heuern sich diese Werften lieber einen hoch spezialisierten Testkapitän an, der z.B. die Datenmengen einer Probefahrt elektronisch ermittelt und mithilfe einer speziellen Software auswertet. Die Dauer einer Probefahrt hängt vom jeweiligen Auftrag und Schiffstyp ab und kann einen Tag bei Container-Feederschiffen oder bis zu zwei Jahren bei Marinefahrzeugen umfassen.



John Marcus hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt und ist bis zum Schluss einer der gefragtesten Testkapitäne in Deutschland, der bis heute weit über 400 Seeschiffe aller Art getestet hat und eine hohe Wertschätzung bei Werften und Reedereien genießt. Als Kapitän auf großer Fahrt hat sich Marcus ständig weitergebildet und zahlreiche Zusatzqualifikationen erworben. Heute ist er Ingenieur, zugelassener Kompassregulierer, vereidigter Gutachter und Sachverständiger, Beisitzer bei Seeamtsverhandlungen und Certified Operator für Dynamische Positionierungssysteme, d.h. er kann z. B. Kreuzfahrtschiffe oder Offshore-Plattformen elektronisch ohne Anker metergenau auf Position halten.

Doch auch wenn Kapitän John Marcus zum Jahresanfang die Brücke des Nautischen Büros verlassen hat, wird er aber weiterhin als Sachverständiger und Kompassregulierer seinen Kunden zur Seite stehen.

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