Nach Vorlage aller behördlichen Genehmigungen konnte die Heise-Werft im Bremerhavener Fischereihafen nun das im letzten Winter in Stralsund erworbene Schwimmdock mit Namen „Wilhelmina“ erstmals in Betrieb nehmen. Das 39 Meter lange Arbeitsschiff „Braune“ des Wasserbauunternehmens Colcrete aus Rastede bei Oldenburg wurde nun für notwendige Stahlbarbeiten am Unterwasserschiff in das 34 Meter lange und 28 Meter breite und frisch gestrichene Dock erfolgreich eingeschwommen und wird dort vermutlich zwei Wochen verbringen, wie Betriebsleiter Jan Stoll auf Anfrage mitteilte.
Damit steht der Hafenwirtschaft im Unterweserraum nun, neben den Dockanlagen der Bredo-Werft und der Lloyd Werft Bremerhaven, ein weiteres aber wesentlich kleineres Schwimmdock für Sanierungs- und Instandsetzungsarbeiten für jegliche Schiffstypen wie Arbeits- und Behördenschiffe, Schlepper und Boote, zur Verfügung.
Die Heise-Werft, seit dem 1. Juni ein Unternehmen des Wasserbaubetriebes Colcrete GmbH & Co. KG, kann damit nun den Kunden, neben einer 220 Meter langen Ausrüstungskaje nun auch ein Schwimmdock anbieten. Dabei ist es nicht das erste Mal, dass an diesem Standort an der Hoebelstraße ein Schwimmdock betrieben wird. Denn 1937 Jahren lag hier schon das erste Schwimmdock in Bremerhaven, das seinerzeit von der damaligen Sieghold-Werft betrieben wurde. Später nutzte die Sieghold-Werft sogar noch zwei größere Schwimmdocks für Reparaturen aber auch für Neubauten. und Instandsetzungsarbeiten an diesem Standort.
Schon seit länger Zeit hatte Betriebsleiter Jan Stoll nach einem passenden Schwimmdock Ausschau gehalten, denn gerade aufgrund der Größe der Schwimm- und Trockendocks bei den beiden übrigen Bremerhavener Werften lassen sich dort Dockungen kleinerer Schiffe nicht immer wirtschaftlich darstellen. Auch die mobilen Schiffslifte bei der Bootswerft Inselmann am Westkai im Fischereihafen haben nur eine beschränkte Hebekapazität, so dass für kleinere Schiffe, Binnenschiffe oder auch Schlepper eine Lücke für einen Dockplatz im Unterweserraum besteht.
Fündig wurde Stoll bei seiner Suche nach Schwimmdockanlagen zufällig in Stralsund, wo einige Zeit das Dock mit dem ursprünglichen Namen „Dique Flotante 1“ zum Verkauf auflag. Das Schwimmdock wurde 1977 bei Astilleros im spanischen Sevilla gebaut worden, verfügt über eine innere Breite von 20,9 Meter und weist eine Tragfähigkeit von etwa 700 Tonnen aus. Dort wurde es aber seinerzeit gar nicht für die Dockung von Schiffen gebaut, sondern für die Produktion und Transport von großen Stahl-Betonsegmenten für den Wasserbau. Im Juni 2018 kam das Schwimmdock dann per Schleppzug nach Ostdeutschland. Zunächst an die Warnow nach Rostock-Schmarl, später dann an den Strelasund, wo die Stralsunder Dockgesellschaft mbH, eine Tochter der Norcons GmbH mit Sitz im Sundhagen bei Stralsund. Im Herbst letzten Jahres kam die „Dicke Marie“, wie das Dock zwischenzeitlich in Stralsund genannt wurde, auf das Gelände der ehemaligen Volkswerft. Bei Strela Shiprepair wurden für den neuen Eigentümer vor allem Sanierungs- und Konservierungsarbeiten am Unterwasserbereich des Docks durchgeführt. So wurden dort zum Teil die Stahlplatten gewechselt und die Beschichtung und der Zinkschutz erneuert und Flut- und Lenzklappen wurden installiert.
Vor der Inbetriebnahme am neuen Standort in Bremerhaven musste das Dock von den Mitarbeitern der Heise Werft noch an vielen Stellen instandgesetzt werden. Zudem wurden die Ballastwassertanks konserviert und die Ventilhydraulik installiert. Diese sind notwendig um darüber das Dock mittels Schwerkraft mit Wasser zu fluten. Mittels Luftdruck wird das Dock dann später wieder gelenzt. Das Dock selber ist an den vorhandenen Pollern der Werft vertäut, auf das Setzen spezieller Dalben konnte verzichtet werden.
Doch woher rührt nun der nicht alltägliche Name „Wilhelmina“ als Dockname. Dahinter verbirgt sich eine lange Tradition des Hauptgesellschafters der Heise Werft, der Wasserbaufirma Colcrete, das eine 160-jährige Firmenhistorie aufweise. Dort tragen traditionell die meisten der rund 17 unterschiedlichen Flottenmittglieder die weiblichen Vornamen von Familienangehörigen des Unternehmens.
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