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AutorenbildChristian Eckardt

Hamburger Werft Pella Sietas erwägt Übernahme der insolventen FSG


FSG verliert zwischenzeitlich weiteren Neubauauftrag


Die Pella Sietas-Werft in Hamburg-Neuenfelde verhandelt über eine mögliche Übernahme der insolventen Flensburger Schiffbaugesellschaft (FSG). Bislang sind die Gespräche hierzu aber noch nicht abgeschlossen. Ob diese überhaupt erfolgreich verlaufen werden, hängt von mehreren Faktoren ab, dazu gehört auch die weitere Entwicklung für die rund 650 festen Arbeitsplätze auf der Werft. Am 24. April hatte FSG den Antrag auf eine Insolvenz in Eigenverwaltung beim Amtsgericht in Flensburg eingereicht. Schon zuvor stand aufgrund der Corona-Pandemie die Produktion bei der FSG still, die Mitarbeiter wurden in die Kurzarbeit geschickt. Zwar soll jetzt die Produktion wieder aufgenommen werden, doch FSG stecke schon vor der Corona-Zeit in finanziellen Schwierigkeiten, da die Werft die letzten Aufträge zu spät und nicht kostendeckend ablieferte. Im letzten Jahr hat der Finanzinvestor Lars Windhorst mit seiner Tennor Holding die Werft von der norwegischen Siem-Gruppe übernommen. Dieser hatte zunächst mit einem sogenannten Massekredit zuletzt 5 Mio. € für einen Neustart zur Verfügung gestellt.


Ab Mitte Juni sollte das LNG-Fährschiff „Honfleur“ mit der Baunummer 774   für Brittany Ferries weitergebaut werden, dem derzeit letzten Auftrag für FSG. Ursprünglich sollte diese Fähre bereits im Juni 2019 abgeliefert werden. Die „Honfleur“ wird knapp 188 Meter lang und bietet Platz für 1.680 Passagiere. Diesen stehen 257 Kabinen in unterschiedlichster Ausführung zur Verfügung (alle mit TV). Alle Passagierbereiche, Kabinen, Autodecks werden über Wlan verfügen. An Bord wird es ein Buffetrestaurant, ein à la carte Restaurant, ein Café und eine Bar geben. Daneben gibt es ein Kino und für Kinder einen großen Spielebereich.



Pella Sietas gehört zur russischen Werftengruppe Pella aus St. Petersburg, die vor sechs Jahren die traditionsreiche Sietas-Werft ebenfalls aus einer Insolvenz übernommen hatte. Die Werft mit ihren 350 Mitarbeitern baut eisgängige Schiffe, Fähren, Bagger und Sektionen für andere Werften. Außerdem erfolgen Reparaturen und Umbauten, wie die Installation von Scrubbern für die Abgasreinigung. Erst im letzten Winter konnte die Werft einen Vertrag zum Bau eines 120 Meter langen Eisbrechers mit russischer Eisklasse vermelden, dabei handelt es sich um den größten Einzelauftrag der Unternehmensgeschichte.


Die IG Metall Küste forderte eine Perspektive für die Beschäftigten an beiden Standorten. "Mit dem möglichen neuen Eigentümer ist für die FSG die Chance verbunden, aus der Insolvenz herauszukommen und den Standort zu sichern", sagte Bezirksleiter Daniel Friedrich. "Für uns ist aber auch klar: Der geplante Kauf der Werft in Flensburg darf nicht das Aus für Pella Sietas in Hamburg bedeuten." Er forderte ein Zukunftskonzept, um die Arbeitsplätze im Schiffbau langfristig in Hamburg zu sichern. Wegen der Verschlickung der Zufahrt müsse dabei auch über einen neuen Standort nachgedacht werden, so Friedrich weiter. Denn durch die starke Verschlickung der Este in die Elbe ist die Werft oftmals nur schwer zu erreichen. Demnach kann ein aktueller Saugbaggerneubau für die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) – nur die Werft verlassen, wenn die Estemündung freigebaggert wird.


Ganz freiwillig ist die nun angedachte Fusion zwischen der FSG und Pella Sietas nun wohl nicht entstanden, denn fast zeitgleich wurde nun bekannt, dass die Irish Continental Group einen bereits 2018 bestellten Fährenneubau mit einer Vermessung von 67.300 BRZ im Wert von 162 Millionen Euro storniert hat.

Ursprünglich sollte dieser Neubau schon im September diesen Jahres für Irish Ferries zwischen Dublin nach Holyhead/Wales in Fahrt kommen. Begründet wurde die Auftragsstornierung unter anderem durch die Verzögerungen des ersten Neubau „W.B.Yeats“ und der allgemeinen wirtschaftlichen Situation der Werft. Zudem hat auch die Reederei durch die Corona-Krise mit erheblichen Rückschlägen zu kämpfen, sank doch das Passagieraufkommen in den ersten fünf Monaten des Jahres um 60 Prozent.


Schon im Februar diesen Jahres wurde bei FSG ein weiterer sicherer Auftrag storniert, die australische Reederei TT-Line kündigte den Auftrag für zwei RoPax-Fähren (48.000 BRZ, die nun bei RMC im finnischen Rauma produziert werden sollen. Somit steht die Werft bis auf die „Honfleur“ ohne weitere Arbeit da.


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