Unzählige Millionen Tonnen von Munition aus den vergangen Weltkriegen liegen auf dem Grund der Nord- und Ostsee. Wie sich diese Waffen im Meer verhalten ist noch nicht erforscht.
Nun wollen die Experten genauer hinsehen und nehmen besonders Schiffswracks in der Nordsee genauer unter die Lupe. Sie wollen wissen, welche Gefahr von ihnen ausgeht.
Auf der Suche nach gefährlicher Alt-Munition brachen Wissenschaftler am Mittwoch (7. April 2021 in Bremerhaven zu einem Schiffswrack aus dem Ersten Weltkrieg in der Nordsee auf. Mit dem Forschungsschiff „Heincke“ ging es zum Kriegsschiff „SMS Mainz“, das 1914 westlich von Helgoland versenkt wurde, wie das Deutsche Schifffahrtsmuseum (DSM) mitteilte.
Dort sollen Proben genommen werden, um mögliche Gefahren zu analysieren, die von im Wrack liegenden Kampfmitteln ausgehen. „Wir leisten für die Nordsee Pionierarbeit“, sagte der Unterwasser-Archäologe am DSM, Philipp Grassel.
Versuche in der Ostsee zeigten bereits, dass von alten, sich zersetzenden Waffen, Minen, Granaten und Bomben Gefahren für die Umwelt ausgehen. In der Nordsee sei durch Tide und Strömung die Situation noch einmal eine andere als in der Ostsee.
Eigentlich war die Forschungsreise bereits für Frühjahr 2020 geplant gewesen. Wegen der Corona-Beschränkungen konnte sie bisher aber nicht stattfinden. Reicht die Zeit, könnten die Forscher mit der "SMS Ariadne" und der "V187" noch zwei weitere Wracks westlich von Helgoland unter die Lupe nehmen, sagte Grassel.
Experten vermuten mehr als eine Millionen Tonnen Munition auf dem Meeresboden
Nach offiziellen Schätzungen liegen allein in der deutschen Nordsee rund 1,3 Millionen Tonnen Munition aus Weltkriegszeiten. Über die Auswirkungen, die die Altlasten auf Fische, Pflanzen und Menschen haben, ist bisher wenig bekannt. Ein Forschungsteam unter Leitung des Deutschen Schifffahrtsmuseums sucht im Rahmen des 2018 gestarteten „North Sea Wrecks“-Projekts nach Antworten. Beteiligt sind neben Deutschland auch Belgien, die Niederlande, Norwegen und Dänemark.
Die Projektergebnisse werden ab August in einer Wanderausstellung präsentiert. Die deutschen Wissenschaftler wollen sich im Herbst 2021 und im nächsten Jahr auf dem Weg zu weiteren Wracks machen, um sie zu untersuchen.
Der sogenannte Kleine Kreuzer SMS "Mainz" der Kaiserlichen Marine lag am 28. August 1914 vor Helgoland, als aus dem Morgennebel heraus britische Schiffe begannen, die Insel anzugreifen. Die "Mainz" feuerte zurück, ihre Torpedos bohrten sich in zwei britische Zerstörer. Doch dann geriet der Kreuzer unter Beschuss eines Zerstörer-Geschwaders. Dreimal wurde die "Mainz" getroffen, die Dampfleitungen barsten, am Ende trieb sie ohne Steuerung zwischen den feindlichen Schiffen. Die Besatzung wollte um jeden Preis verhindern, dass ihr Schiff in die Hände der Briten fällt: Sie öffneten die Flutventile, die "Mainz" sank auf den Grund der Nordsee und nahm 89 Männer mit in die Tiefe. Wer noch lebte, wurde vom britischen Zerstörer HMS "Lurcher" aufgefischt.
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