Am neuen LNG-Terminal in Wilhelmshaven traf am Dienstagmorgen die erste vollständige Ladung verflüssigtes Erdgas (LNG) Deutschlands an, wie der Betreiber Uniper mitteilte. Am frühen Morgen machte der LNG-Tanker „Maria Energy“ des Energiekonzerns Tsakos Energy Navigation am Terminal fest. Übernommen wurde das LNG am 19. Dezember 2022 in Calcasieu Pass, im US-Bundesstaat Louisiana, an der Verflüssigungsanlage des LNG-Anbieters Venture Global Calcasieu Pass, LLC. Die „Maria Energy“ kam voll beladen mit ca. 170.000 Kubikmeter LNG, das entspricht rund 97.147.000 Kubikmeter Erdgas. Dies ist nach Angaben von Uniper genug, um rund 50.000 deutsche Haushalte ein Jahr lang mit Energie zu versorgen.
Das unter Liberia-Flagge fahrende Tankschiff wurde 2016 bei Hyundai Heavy Industries in Südkorea gebaut und fährt für die griechische Tsakos Energy Navigation, einem der ältesten und größten unabhängigen Energietransportunternehmen der Welt. Die an Bord der 289 Meter langen „Maria Energy“ gelieferte LNG-Ladung ist zunächst Teil des Inbetriebnahmeprozesses des Terminals in Wilhelmshaven, denn der eigentliche kommerzielle Betrieb des Terminals wird voraussichtlich Mitte Januar 2023 aufgenommen.
Niek den Hollander, CCO von Uniper, sagt: "Die erfolgreiche Lieferung der ersten vollen Schiffsladung LNG an das Uniper-Terminal in Wilhelmshaven ist ein Beweis für die starke Partnerschaft zwischen Uniper, Venture Global und Tsakos Energy Navigation. LNG als zuverlässige Energiequelle ist entscheidend für die Versorgungssicherheit Deutschlands und Europas. Wir sind entschlossen, unseren Teil dazu beizutragen, indem wir über die Regas-Terminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel LNG auf den europäischen Markt und insbesondere nach Deutschland bringen."
"Venture Global ist sehr stolz darauf, die erste vollständige LNG-Ladung nach Deutschland zu liefern, und wir gratulieren Uniper und der deutschen Regierung für ihr schnelles Handeln beim Aufbau der Infrastruktur, die diesen historischen Tag möglich gemacht hat", sagte Mike Sabel, CEO von Venture Global. "Als strategische Partner freuen wir uns darauf, unseren Verbündeten durch die kontinuierliche Lieferung von sauberem und zuverlässigem US-LNG eine langfristige Energieversorgungssicherheit zu bieten."
Das Uniper LNG-Terminal in Wilhelmshaven wurde am 17. Dezember 2022 nach nur zehn Monaten Planungs- und Bauzeit eröffnet. Über die 300 Meter lange Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) „Höegh Esperanza“, die das angelieferte verflüssigte Erdgas in den gasförmigen Zustand wieder umwandelt, können pro Jahr rund fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas in Deutschland angelandet werden.
Umweltschützer kritisieren die Anlandung des Tankers, vor allem, weil das aus den USA stammende LNG an Bord des Schiffes mit der umstrittenen Fracking-Methode gewonnen wurde. Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH) erklärte hierzu:
„Dass Deutschland heute zum ersten Mal direkt Fracking-Gas aus den USA bezieht, ist kein Grund zur Freude, sondern ein historischer Tiefschlag für Klima- und Naturschutz. Neben hohen klimaschädlichen Methan-Emissionen verbraucht die Fracking-Technik mehrere Millionen Liter Wasser pro Bohrung und kann Erdbeben auslösen. Das sogenannte unkonventionelle Fracking ist deshalb hierzulande zurecht verboten. Mit dem Import des Gases nehmen wir trotzdem in Kauf, dass Menschen in den USA Folgen wie Erdbeben, kontaminiertes Grundwasser und erhöhte Krebserkrankungsraten zu tragen haben. Die direkten LNG-Importe sind zudem gestartet, obwohl noch nicht einmal klar ist, wie viel Gas wir überhaupt brauchen, um die Lieferungen aus Russland zu ersetzen. Wir fordern deshalb zu Jahresanfang eine Denkpause in Sachen LNG-Infrastruktur, um substantielle Fragen nach Bedarf und Herkunft des Gases zu klären.
Umweltschützer wollen nun gegen die Ankunft des LNG-Tankers protestieren und kündigen für den Abend im Außenhafen von Hooksiel eine Protestaktion an
Foto: Uniper
Comments