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AutorenbildChristian Eckardt

Ende für zwei ehemalige Cruiser aus der bekannten Belorussiya-Klasse


Havarierte "Enchanted Capri" auf dem mexikanischen Strand bei Alvarado,

Foto Pauli Ibarra Pena, Mexiko


Zukunft der bei deutschen Gästen beliebten „Delphin“ sehr ungewiss


Sie war eines von fünf Schwesterschiffen der sowjetischen Belorussiya-Klasse (16.300 BRZ) und das letzte aktive Casino-Schiff in Hong Kong, die „Starry Metropolis“, die kürzlich im Anhang des Schleppers „TC Vigour“ (IMO 9443530) den asiatischen Hafen mit Kurs auf Alang in Indien zur Verschrottung verlassen hat. Dort soll das 1976 in Finnland als „Kareliya“ erbaute Schiff nun auf den Strand gesetzt werden. Zum Schrottpreis von rund 2,5 Millionen Euro konnte das seit 2005 in Hong Kong eingesetzte Casino-Schiff noch veräußert werden.


Nicht viel besser erging es mittlerweile einem weiteren Schwesterschiff aus dieser Klasse, der „Enchanted Capri“ (ex Azerbaydzhan“) aus dieser Schiffsklasse, die in den letzten 20 Jahren nur noch als Wohnschiff für Arbeiter auf Bohrinseln im Golf von Mexiko diente.

Schon im Oktober 2020 war der Abbruch der „Enchanted Capri“ in Coatzacoalcos vorgehsehen, nachdem eine zuvor geplante Nutzung als schwimmende Seniorenresidenz für das Unternehmen Cruise Retirement nicht umgesetzt werden konnte. Am 25. Oktober 2020 verließ das ehemalige Kreuzfahrtschiff im Anhang eines Schleppers den Hafen von Coatzacoalcos, um nun in Tampico, im Norden Mexikos abgewrackt zu werden. Doch am 2. November 2020 lief das Schiff in schwerer See und einer Windgeschwindigkeit von etwa 50 Knoten bei Alvarado auf Grund. Die Besatzung konnte sich unverletzt von dem Havaristen retten. Mittlerweile ist das Schiff, seit einem halben Jahr den Naturgewalten ausgesetzt, nur noch ein Wrack und auf Höhe vor dem Schornstein auseinandergebrochen. Abbrucharbeiten sind im Gang, gehen aber aufgrund der Lage des Schiffes an einem schwer zugänglichen Strand, nur schleppend voran.


1986 in der Nordschleuse in Bremerhaven


Die ehemalige „Azerbaydzhan“ war das dritte von fünf nahezu baugleichen Schwesterschiffen, die Mitte der siebziger Jahre in Finnland für die sowjetische Schwarzmeerflotte der Black Sea Shipping Company (BLASCO) in Odessa gebaut wurden. Zu jener Zeit hochmoderne Kreuzfahrtschiffe, die auch bis zu 250 PKW an Bord mitnehmen konnten. Gebaut auf der renommierten Wärtsilä-Werft in Finnland (heute Meyer Turku), konnten sie somit als Fährschiffe als auch als Linienpassagierschiffe bzw. als devisenbringende Kreuzfahrtschiffe in den Westen verchartert werden. Als ab Mitte der 80er Jahre in Polen eine neue Fährengeneration für die Sowjetunion im Bau war, lies man die Schiffe nach und nach umfangreich zu reinen Kreuzfahrtschiffen umbauen. Dies erfolgte damals auf der Bremerhavener Lloyd Werft. So traf 1984 auch die „Azerbaydhzan“ in der Seestadt ein, wo durch die Entfernung des Autodecks und die Schließung der Bugtore zusätzliche Kabinen eingebaut werden konnten, dadurch erhöhte sich die Passagierkapazität von 505 auf 650 Personen.


"Azerbaydzhan" 1978 vor Westafrika, mit noch vorhandener und geöffneter Bugklappe, Foto J. Saupe; Sammlung C. Eckardt



Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 standen die Schiffe der ehemaligen Staatsreederei BLASCO zum Verkauf und landeten dann bei recht unterschiedlichen Eignern. So verkehrte die ehemalige „Azerbaydzhan“ später unter den Namen „Arkadia“, als „Island Holiday“ und zuletzt unter dem Namen „Enchanted Capri“. Von 1998 bis zur Insolvenz der Commodore Cruise Line im Jahr 2001 in der Karibik für den amerikanischen Markt, danach folgte dann ein fast 20-jähriger Einsatz als Wohnschiff im Golf von Mexiko.


Aus der 157 Meter langen Belorussiya-Klasse sind nunmehr nur noch die derzeit in Zypern aufgelegte „Salamis Filoxenia“, gebaut als „Gruziya“ und verkehrte später als „Odessa Sky“ und „Van Gogh“, sowie die gerade bei deutschen Kreuzfahrtpassagieren sehr beliebte „Delphin“ vorhanden, mit einer recht unsicheren Zukunft.

"Delphin" und "Van Gogh" 2004 bei der Bredo-Werft in Bremerhaven



Gebaut wurde die „Delphin“ als „Belorussiya“ und liegt seit fünf Jahren in der kroatischen Hafenstadt Rijeka bei der Victor Lenac Werft auf. Dort wurde Sie zuvor als Wohnschiff genutzt, als die Werft ein Kriegsschiff der US-Navy überholte. Die Werft würde das Schiff gerne über eine Auktion verkaufen, denn mittlerweile haben sich die Kosten für den Liegeplatz und die Serviceleistungen auf über 1 Millionen Euro summiert. Doch muss die Werft immer noch auf einen Gerichtsbescheid zu einem möglichen Verkauf warten. Immer wieder versuchte der indische Eigner über diverse Makler in der Zwischenzeit das Schiff selber zu überhöhten Preisen von über 10 Millionen US-Dollar zu verkaufen. Bislang ohne Erfolg. Ob die „Delphin“ somit noch einmal als Kreuzfahrtschiff in Fahrt kommen wird, ist mehr als ungewiss.


Gerade die „Delphin“ ist im deutschen Kreuzfahrtmarkt gut bekannt. Nachdem die „Belorussiya“ im Jahr 1986 bei der Lloyd Werft erstmals umfangreich zum Kreuzfahrtschiff umgebaut wurde, kehrte das Schiff im Frühjahr 1993 für einen rund 100 Millionen Mark teuren Reparaturauftrag nach Bremerhaven zurück. Denn im Herbst 1992 gab es während eines Werftaufenthaltes in Singapur eine schwere Havarie, als das Schiff im Dock kenterte und schwer beschädigt wurde. Hier kam dann anschließend die Lloyd Werft wieder zum Zuge und der Kreuzfahrer wurde mit Hilfe eines niederländischen Hochseeschleppers auf die 11.000 Seemeilen lange Strecke von Singapur an die Unterweser überführt.


„Kazakhstan II“ im Dezember 1993 bei der Lloyd Werft


Anschließend kam der Kreuzfahrer zunächst unter dem Namen „Kazakhstan II“ für Delphin Seereisen in Fahrt, ab 1996 dann unter dem jetzt noch tragenden Namen „Delphin“ für den deutschen Markt. Später verkehrte das Schiff für 470 Passagiere auf sieben Passagierdecks für Hansa Kreuzfahrten und Delphin Kreuzfahrten wobei die Sommerreisen meist in Bremerhaven und Kiel starteten, in den Wintermonaten unternahm das Schiff dann auch Weltreisen.

"Delphin" im Sommer 2010 auf der Unterweser


Nach der Insolvenz der Delphin Kreuzfahrten-Gruppe Ende 2010 erwarb der indische Investor Pradeep Agrawal über sein Unternehmen Vishal Cruises die „Delphin“ um das Schiff unter der deutschen Neugründung Passat Kreuzfahrten in Fahrt zu bringen. Ab Januar 2015 bis zum Frühjahr 2016 diente die „Delphin“ dann als Wohnschiff auf der Viktor-Lenac-Werft, wo die „Delphin“, nach einem kurzen Einsatz in der Türkei im Jahr 2016, nun immer noch aufliegt – mit einer sehr als unsicheren Zukunft.


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