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AutorenbildChristian Eckardt

Die Seenotretter erhalten einen neuen Rettungskreuzer „Nis Randers“


Foto: DGzRS


Spezialschiff der DGzRS mit Traditionsnamen wird rein spendenfinanziert


Die Seenotretter werden bald wieder mit einem Rettungskreuzer mit dem Traditionsnamen „Nis Randers“ auf der Ostsee im Einsatz sein. Denn der jüngste Seenotrettungskreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) wird nach dem Inbegriff des Seenotretters aus dem Gedicht von Otto Ernst benannt. Das teilte die DGzRS zum 158. Geburtstag des Dichters (7. Oktober 2020) mit. Das moderne Spezialschiff ist die zweite Rettungseinheit dieses Namens in der Geschichte der DGzRS. Es soll im Herbst 2021 auf dem Darß in Dienst gestellt werden.

Den ersten Seenotrettungskreuzer mit Namen „Nis Randers“ hatte die DGzRS 1990 zu ihrem 125-jährigen Bestehen in Dienst gestellt. Nicht zuletzt aufgrund seines Namens wurde er eine ihrer bekanntesten Rettungseinheiten. Bis Herbst 2018 war er an der Schleimündung stationiert und anschließend noch eine Zeitlang als Springer immer dort im Einsatz, wo andere Rettungseinheiten zum Beispiel aufgrund einer Werftzeit vertreten werden mussten. Nach fast 30 Einsatzjahren auf Nord- und Ostsee hatte die DGzRS das Schiff im Frühjahr nach Kroatien verkauft und im Juni verlies es als Deckslast des Frachters „Deo Volente“ Bremerhaven mit Kurs auf Split.


Traditionell gibt die DGzRS den Namen einer neuen Rettungseinheit erst bei der Taufe bekannt. In wenigen Fällen machen die Seenotretter bewusst eine Ausnahme. „Der Name „Nis Randers“ steht wie kaum ein zweiter für die freiwillige, selbstlose Bereitschaft der Seenotretter zum gemeinschaftlichen, oft gefahrvollen Einsatz auf Nord- und Ostsee. Wir wünschen uns sehr, dass sich möglichst viele Menschen für diesen ganz besonderen Neubau engagieren“, begründet Gerhard Harder, ehrenamtlicher Vorsitzer der Seenotretter, die frühzeitige Bekanntgabe. Der Neubau wird, wie die gesamte Arbeit der DGzRS, ausschließlich durch Spenden finanziert. Die bekannte Ballade von Otto Ernst (1863-1926) schildert sehr nachdrücklich die Rettung eines Schiffbrüchigen. Sie erschien 1901, als die Seenotretter noch in offenen Ruderrettungsbooten im Einsatz waren. Nis Randers gilt als Inbegriff des Seenotretters: Ungeachtet der Gefahr für das eigene Leben, retten er und seine Mannschaft einen Mann aus dem Mast eines im Gewittersturm gestrandeten Schiffes. Nis’ Mutter will ihn nicht rausfahren lassen, weil schon ihr Mann und ihr Sohn Momme auf See geblieben sind und ihr Sohn Uwe verschollen ist. Nis antwortet knapp: „Und seine Mutter?“ Die Seenotretter rudern hinaus, überstehen alle Gefahren – und retten den verschollenen Uwe. Besonders eindringlich wirkt die Ballade, weil der Einsatz der Seenotretter aus Sicht der am Strand Zurückgebliebenen geschildert wird – so, wie die Angehörigen der Seenotretter bis heute bangend die Rückkehr ihrer Lieben erwarten. Früh fand die Ballade Eingang in Schullesebücher. Viele Generationen lernten sie auswendig, auch in modernen Unterrichtswerken ist sie zu finden – sicher auch, weil sie für Werte steht, die auch für die Seenotretter seit Gründung der DGzRS vor 155 Jahren Bestand haben. Zusätzliche Bekanntheit erlangte der Stoff dank der rockigen Vertonung des DGzRS-Bo(o)tschafters Achim Reichel aus dem Jahr 1978.


Der neue Seenotrettungskreuzer „Nis Randers“ (interne Bezeichnung SK 42) wird das sechste Schiff der 28-Meter-Klasse und wird vollständig aus Aluminium gefertigt. Er wurde im März 2020 auf der Fassmer Werft in Berne auf Kiel gelegt und ist für die Seenotretter auf dem Darß bestimmt. Das Typschiff dieser Bauserie hatten die Seenotretter zu ihrem 150-jährigen Bestehen Ende Mai 2015 auf den Namen „Ernst Meier-Hedde“ getauft und auf Amrum stationiert. Die vier anderen 24 Knoten (ca. 45 km/h) schnellen und fast 4.000 PS starken Spezialschiffe dieser Klasse sind in Laboe, Cuxhaven, auf Borkum und – ab Jahreswechsel 2020/2021 – in Grömitz stationiert.

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