Das britische Transportschiff „Pacifc Grebe“ mit sechs Castoren an Bord hat am frühen Montagmorgen die Pier von Rhenus-Midgard in Nordenham erreicht. Die mit Atommüll beladenen Behälter sollen anschließend auf einen Zug verladen werden, erklärte ein Sprecher der Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS). Trotz Ankündigung gab es bei der Ankunft des Schiffes keinerlei Behinderungen durch Demonstranten auf dem Wasser. Die Polizei war an Land und auf dem Wasser umfangreich präsent.
Zug soll die Castoren nach Biblis bringen
Per Zug sollen die Behälter in das Zwischenlager im hessischen Biblis befördert werden. Bis jetzt läuft noch alles nach dem Zeitplan. Das Schiff war am vergangenen Dienstag im britischen Sellafield ausgelaufen. Nur wenige Stunden, nachdem der Frachter am Montagmorgen mit dem Atommüll in Nordenham (Landkreis Wesermarsch) angekommen war, hob ein Kran den ersten Castor von Bord des Schiffes. Langsam bugsierte er den blauen Behälter durch die Luft. An der Pier steht bereits seit Tagen ein Zug mit weißen Transportcontainern bereit. Mit diesem soll der Atommüll zum Zwischenlager am hessischen Atomkraftwerk Biblis gebracht werden. Das Umladen der Castor-Behälter werde sich voraussichtlich bis Dienstag hinziehen. Wann der Zug abfahren soll, dazu gab es keine Angaben. Die Polizei hat den Hafen in Nordenham weiträumig abgesichert.
Der Transport führt zunächst von Nordenham nach Hude. Die eingleisige Bahnstrecke nach Hude ist bereits seit Montagmorgen gesperrt. Das sorgt bei Pendlern für Ärger. Die Regio S-Bahn 4 werde auf unbestimmte Zeit nicht mehr fahren, sagte eine Sprecherin der Nordwestbahn. Das Unternehmen hat einen Ersatzbusverkehr zwischen Nordenham und Hude eingerichtet. Pendler verspäteten sich heute früh. Dass die Bahnstrecke schon für den Castor Transport gesperrt ist, wollte die Bundespolizei nicht bestätigen. Sie teilte auf Nachfrage mit, Grund sei eine technische Störung.
In Hude entscheidet sich, ob der Zug dann über Delmenhorst und Osnabrück nach Biblis in Hessen fährt oder über Oldenburg und Papenburg den Zielort ansteuert. Beide Schienenstrecken seien gesichert, so die Bundespolizei. Sie bewacht mit einem Großaufgebot das Nordenhamer Hafengebiet.
Atomkraftgegener üben Kritik
Aufgrund internationaler Verpflichtungen muss Deutschland seinen im Ausland aufbereiteten Atommüll zurücknehmen. An dem Transport des gefährlichen Materials gibt es viel Kritik. So sehen Umweltschützer beispielsweise Mängel an dem Zwischenlager Biblis und Sicherheitsdefizite bei den Atommüllbehältern.
Die 104 Meter lange „Pacific Grebe“ hat sechs Castor-Behälter vom Typ HAW28M mit jeweils 28 Glas-Kokillen und einem Gewicht von jeweils rund 120 Tonnen an Bord.
Die 2010 abgelieferte „Pacific Grebe“ der Pacific Nuclear Transport Limited (PNTL) hat erst kürzlich ihre Klassifizierung als INF3-Spezialschiff im Rahmen einer Inspektion durch die britische See- und Küstenwache beibehalten. Der INF-Code wurde von der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) der Vereinten Nationen festgelegt und regelt den Seetransport von verpackten bestrahlten Kernbrennstoffen, Plutonium und hochradioaktiven Abfällen. Der Code definiert Schiffsklassen auf der Grundlage des Gesamtinventars an Radioaktivität, die ein Schiff transportieren darf.
Die „Pacific Grebe“ und die beiden anderen Schiffe der PNTL-Flotte, die „Pacific Heron“ und die „Pacific Egret“, sind nach der höchsten Stufe INF3 klassifiziert. INF3-Schiffe sind für den Transport von bestrahltem Kernbrennstoff, hochradioaktiven Abfällen oder Plutonium ohne Einschränkung der Gesamtradioaktivität der Materialien zugelassen.
Comments