Probleme an den Rettungseinrichtungen der „Ambience“ führen zur Absage der Weihnachtskreuzfahrt
Kurzfristig hat die Lloyd Werft Bremerhaven einen Reparaturauftrag an einem Kreuzfahrtschiff erhalten, dass auch über die Weihnachtsfeiertage für Arbeit für rund 40 Mitarbeiter auf der Werft sorgen wird. Ursprünglich sollte das Kreuzfahrtschiff „Ambience“ der britischen Kreuzfahrtreederei Ambassador Cruise Line schon am vergangen Sonntag zu einer dreitägigen Minikreuzfahrt von Tilbury aus starten. Doch dann wurden bei Wartungsarbeiten nicht näher benannte Probleme an einer Rettungsbootstation festgestellt und die Reise wurde abgesagt. Da die Reparaturarbeiten nach Angaben der Reederei aber nicht auf die Schnelle abgearbeitet werden konnten und es in Großbritannien derzeit keinen geeigneten Werftliegeplatz gab, nahm das von Bernhard Schulte gemanagte Schiff Kurs auf die Lloyd Werft in Bremerhaven, wo es am Dienstagabend erwartet wird, wie Friedrich Norden, Geschäftsführer der Lloyd Werft auf Anfrage bestätigte. Das 245 Meter lange Kreuzfahrtschiff wird zwar ins Kaiserdock II einschwimmen, wird dort aber nicht trockengestellt, wie Norden erklärte. Bis zum Jahresanfang 2023 werden vor allem Arbeiten an den Davids für die Rettungsboote und weitere Reparaturarbeiten durchgeführt.
„Wir gehen keine Kompromisse bei der Sicherheit unserer Gäste, Mitarbeiter oder Besatzung ein“, teilte die Reederei in Hinblick auf die schnelle Entscheidung zur Absage der aktuellen Reisen mit. „Leider können wir die Reparaturarbeiten an der „Ambience“ nicht im Hafen von Tilbury abschließen“, so die Reederei. Das hat nun zur Folge, dass die am 21. Dezember geplante und ausgebuchte 15-tägige Weihnachts- uns Silvesterkreuzfahrt zu den Kanarischen Inseln kurzfristig abgesagt werden musste. „Es ist nie eine leichte Entscheidung, eine Reise zu stornieren, besonders zu dieser Jahreszeit, und wir möchten uns bei all den Gästen entschuldigen, die mit uns reisen wollten“, so die Reederei. Die betroffenen Gäste wurden hierzu mittlerweile informiert, jedoch sorgte die kurzfristige Absage mittlerweile in den sozialen Netzwerken für Unmut und Empörung.
Nun geht Ambassador Cruise Line davon aus, dass die Reparaturarbeiten rechtzeitig in Bremerhaven abgeschlossen werden können und dass das Schiff am 5. Januar von Tilbury zu einer 42-Nächte-Kreuzffahrt in die Karibik starten kann.
Erst im April ist die neu gegründete Reederei Ambassador Cruise Line mit Sitz in Purflet mit der mittlerweile 31 Jahre alten „Ambience“ (70.285 BRZ) an den Start gegangen. Zuvor war das Schiff umfangreich im Trockendock auf der kroatischen Viktor Lenac-Werft überholt worden. Bei der nach dem Umbau nur noch 1.400 Passagiere in 789 Kabinen fassenden „Ambience“ handelt es sich um die frühere „Pacific Dawn“, die 1991 als „Regal Princess“ bei Fincantieri in Italien gebaut wurde. Seit 2007 war das Schiff als „Pacific Dawn“ bei P&O Cruises Australia eingesetzt. 2020 war geplant, dass das Schiff als „Amy Johnson“ zu CMV wechseln würde, doch durch die coronabedingte Insolvenz der Muttergesellschaft South Quay Travel & Leisure kam der Einsatz dort nicht mehr zustande. Somit erfolgte ein Weiterverkauf unter dem Namen „Satoshi“, mit dem Ziel, es als schwimmenden Wohnkomplex vor der Küste Panamas zu verwenden. Doch in Zeiten von Corona konnte auch diese Idee nicht umgesetzt werden und so drohte schon die Verschrottung in der Türkei. Im letzten Moment konnte dann das Start-up Ambassador Cruise Line, das von einigen ehemaligen Managern von CMV aufgebaut wurde, das Schiff übernehmen und es so vor dem Schneidbrenner sichern.
Als Publikum spricht Ambassador Cruise Line eine ältere Genration von Kreuzfahrern über 50 an, die von britischen Basishäfen Kreuzfahrten, zunächst nur von Tilbury, ohne Fluganreise unternehmen wollen. Dabei sollen aber auch längere Kreuzfahrten von Großbritannien aus bis in die Karibik oder zu den Kanarischen Inseln angeboten werden.
Zwischenzeitlich hatte die Reederei von der zur Carnival Corporation gehörenden italienischen Costa-Gruppe auch die ehemalige „AIDAmira“ erworben und es in „Ambition“ umbenannt. Auch für dieses Schiff war ein Umbau auf der Viktor Lenac-Werft in Kroatien geplant. Doch zwischenzeitlich charterte die schottische Regierung das Schiff, um darauf Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine unterzubringen. Seit Anfang September liegt es nun im schottischen Glasgow.
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