CMV-Tochter Transocean setzt Abfahrten weiter bis 1. August aus
Fünf Kreuzfahrtschiffe der britischen Kreuzfahrtgesellschaft Cruise & Maritime Voyages (CMV), zu der auch TransOcean Kreuzfahrten in Deutschland gehört, wurden in Großbritannien durch die Maritime and Coast Guard Agency (MCA) in den Häfen von Tilbury und Bristol festgesetzt. Demnach erfolgten die Festsetzungen der Kreuzfahrtschiffe nach intensiven Inspektionen Anfang der vergangenen Wochen. Wie das MCA erklärte, hat es als Hafenstaat-Kontrollbehörde für Großbritannien diese Maßnahme ergriffen, nachdem eine Reihe schwerwiegender Bedenken hinsichtlich des Wohlergehens der Besatzung geäußert wurde. Bei den festgesetzten Kreuzfahrtschiffen handelt es sich demnach um die in Tilbury Docks aufgelegte „Astoria“, die „Astor“, „Columbus“, „Vasco Da Gama“ sowie um die in Bristol aufgelegte „Marco Polo“. Zwar wurden wohl auch auf dem sechsten Schiff von CMV, der ebenfalls in Tilbury aufgelegten „Magellan“ Mängel festgestellt, hier wurde aber eine 14 tägige Frist zur Beseitigung eingeräumt.
Die Problematik, die zur Festsetzung geführt habe, liege demnach vor allem mit ausgelaufenden Verträgen der Besatzungsmitglieder.Die MCA stellte fest, dass sich einzelne Crewmitglieder mittlerweile über ein Jahr lang an Bord der Kreuzfahrtschiffe befunden hätten. Diese Probleme sind durch die erzwungenen Reisebeschränkungen durch die Corona-Pandemie entstanden. Dadurch ist es zudem auch zu vorübergehenden Verzögerungen bei der Zahlung von Löhnen gekommen. Die 2009 gegründete Reederei CMV erklärte mittlerweile, dass das Unternehmen, wie auch viele andere Kreuzfahrtreedereien in dieser Zeit, ein bislang nie dagewesenes humanitäres Problem habe, da viele Besatzungsmitglieder auf Kreuzfahrtschiffen gestrandet sind, als die Grenzen infolge des weltweiten Ausbruchs der Covid-19-Pandemie geschlossen wurden. Derzeit sollen weltweit noch rund 200.000 Seeleute auf Hochseeschiffen gestrandet sein, nachdem ihre Verträge längst ausgelaufen sind. Viele Betroffene hätten aufgrund von Reisebeschränkungen und fehlenden Flügen bereits um 2-3 Monate verlängern müssen. CMV hat nach eigenen Angaben in den vergangenen Wochen hart daran gearbeitet, so viele Besatzungsmitglieder wie möglich nach Hause zu schicken, konnte aber durch die Reisebeschränkungen nicht alle Besatzungsmitglieder zurückführen.
Im Fall von CMV soll es sich nach Informationen der All India Seafarers Union um rund 600 indische Seeleute handeln, die nun in Großbritannien festsitzen. Eine geplante Rückführungsvereinbarung konnte durch eine Änderung der Einreisebestimmungen durch die indische Regierung nicht durchgeführt werden, so dass diese Seeleute nun schon 90 Tage schon an Bord ausharren. Nach weiteren britischen Medienangaben sind kürzlich 50 Besatzungsmitglieder in einen Arbeitsstreik getreten und haben die "routinemäßige Wartung an Bord" eingestellt. Mit ihrem Protest wollen sie somit mehr Aufmerksamkeit auf ihre Probleme erreichen, um nach Hause fliegen zu können."Das Wohlergehen der Seeleute ist von größter Bedeutung, und wir nehmen Berichte über Sicherheitsbedenken in Bezug auf die Besatzung unglaublich ernst", sagte kürzlich der britische Staatssekretär für Verkehr, Grant Shapps. "Wir werden nicht zögern, weiterhin alle von uns kontrollierten Kräfte zum Schutz einzusetzen.
„Genug ist genug“, heißt es nun auch von Seiten der internationalen Transportarbeitergewerkschaft ITF. Mit einem warnenden Appell hat sie sich jetzt an die Regierungen gewandt. Alle Seeleute, deren Vertrag auslaufe, hätten das Recht, in ihre Heimat zurückzukehren. Werde das verhindert, könnten sie stattdessen als »Passagiere« an Bord bleiben – quasi den Dienst verweigern. Ohne ausreichende Besatzung könnten die Schiffe dann nicht mehr auslaufen, warnt die ITF. Die »rote Linie« sei erreicht, sagt der ITF-Chef Paddy Crumlin. »Ab heute werden die Seeleute ihr Recht auf Arbeitsniederlegung und Heimkehr durchsetzen. Es darf keine Vertragsverlängerungen mehr geben.“ Jetzt ist es genug, erklärte die ITF. „Wir wissen, wie wir die Seeleute von den Schiffen herunterbekommen, und wir werden Ihnen dabei helfen, wo wir nur können«, lautet die Warnung.
Die ITF beklagt die fehlende Unterstützung seitens der Regierungen. Allen Appellen der Schifffahrtsindustrie und der Vereinten Nationen zum Trotz werde die Schlüsselrolle der Seeleute zwar anerkannt, sie würden aber weiter als »Bürger zweiter Klasse« behandelt, weil internationale Regelungen ausgeblieben sind. Lediglich lokale Lösungen wie in Hong Kong oder Singapur greifen bislang. »Wir erwarten von den Hafenstaatbehörden in allen Ländern, dass sie ihren Verpflichtungen nachkommen, um diese Seeleute sicher nach Hause zu bringen«, sagte ITF-Generalsekretär Steve Cotton.
Wie es im Fall der erst vor 11 Jahren gegründeten Reederei CMV nun weitergeht ist ungewiss, denn nach weiteren Medienberichten soll sich CMV in so genannten „Notfall-Verhandlungen“ mit seinen Gläubigern befinden, um zusätzliche Liquidität für das Unternehmen zu sichern.
Schon Mitte Juni hatte der deutsche Ableger von CMV, der Veranstalter TransOcean Kreuzfahrten in Offenbach, aufgrund der aktuellen Situation und der fortlaufenden Ausbreitung von COVID-19 hingewiesen, dass alle Kreuzfahrten mit der „Astor“ und der „Vasco da Gama“, die teilweise am Columbus Cruise Center in Bremerhaven (CCCB) starten sollten, bis zum 1. August 2020 abgesagt werden. Die Gesundheit und Sicherheit der Kreuzfahrtgäste und der Besatzung hat für TransOcean oberste Priorität. „Aufgrund dieser sich schnell entwickelnden globalen Pandemie sind wir nicht in der Lage, unsere geplanten Reiserouten durchzuführen und die von unseren geschätzten Passagieren erwarteten Reiseerlebnisse zu liefern. Wir haben daher die sehr schwere Entscheidung getroffen, alle Kreuzfahrten vorübergehend bis einschließlich 1. August 2020 auszusetzen und hoffen sehr, dass wir den Dienst bald wieder aufnehmen und unsere Gäste zurück an Bord begrüßen können", erklärte kürzlich Christian Verhounig, CEO der Muttergesellschaft Cruise & Maritime Voyages.
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