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Es ist kein alltäglicher Anblick, der sich gerade im 220 Meter langen Kaiserdock I der Lloyd-Werft Bremerhaven bietet: Nicht etwa ein Schiff ist darin zu sehen, sondern gedockt sind zwei riesige Schleusentore aus den bremischen Häfen, die zusammen gut 3.600 Tonnen Gewicht auf die Waage bringen, wie der Hafenbetreiber Bremenports jetzt mitteilt.
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Bereits in der letzten Woche wurde zunächst das Reservetor der Nordschleuse in das Dock geschleppt, das mit dem Baujahr 1931 und somit 94 Jahren auf dem Buckel sozusagen einen Senior unter den Bremerhavener „Toren zur Welt“ darstellt und immerhin 1.100 Tonnen Gewicht bei einem Gesamtmaß von 47 mal 11 mal 19,5 Metern aufweist. Mit etwas Verspätung ist nun auch das Reservetor der Kaiserschleuse, Baujahr 2011, mit seinen nicht eben handlichen Maßen und ordentlich Gewicht dort eingedockt worden. Das Tor ist 2500 Tonnen schwer, 57 Meter lang, 11 Meter breit und 21 Meter hoch, so die Rahmendaten. Die Verzögerung des Eindockens ergab sich dadurch, dass beim ersten Versuch, ein so genanntes Docklager auf dem Grund des Trockendock umfiel, auf das eigentlich das Tor aufgestellt werden sollte. Für das nun erfolgreiche Eindock mnöver der Schleusentore mit Schlepper- und Schwimmkranunterstützung musste im Hafen eigens vorher der Wasserstand erheblich erhöht worden, so dass das Tor etwas weniger hoch auf die Docklager gehoben werden konnte.
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Hintergrund dieser nicht alltäglichen Dockung, die in ähnlicher Form zuletzt vor knapp zehn Jahren erfolgte sind neben der regelmäßigen Bauwerksinspektion in erster Linie anstehende, umfangreichere Instandsetzungs- und Umbauarbeiten.
„Durch die Wassermassen stehen die beiden Betriebstore der Schleusen unter ständig wechselnden Belastungen. Damit sie diesen gewachsen sind, werden sie daher in regelmäßigen Abständen durch ihre jeweiligen Reservetore, ausgetauscht, inspiziert und instandgesetzt. Die Maßnahmen, die nun anstehen, machen die Dockung nötig – denn die die nun anstehenden Arbeiten erfolgen überwiegend im Unterwasserbereich der Tore,“ berichtet Michael Staar, bremenports Teamleiter Maschinenbau / Stahlwasserbau im Bereich Technische Anlagen.
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Konkret werden die beiden Tore im Kaiserdock I dabei nicht nur auf Herz und Nieren überprüft. Beim seinerzeit in Danzig erbauten Tor der Kaiserschleuse werden beispielsweise auch die Hubzylinder genauestens unter die Lupe genommen, wozu sie aus- und zuvor bereits neu beschaffte, wieder eingebaut werden müssen. Im Mittelpunkt beim weitaus älteren Nordschleusentor stehen derweil die Instandsetzungsarbeiten an der teilweise noch genieteten Konstruktion im Mittelpunkt. An beiden Toren werden zudem die Dicht- und Gleitschienen ersetzt, die elektrotechnischen Komponenten überprüft und gegebenenfalls angepasst sowie umfangreiche Konservierungsabreiten durchgeführt, so ein Sprecher von Bremenports.
Wenn alles planmäßig läuft, sollen die Arbeiten an den Schleusentoren in etwa 14 Wochen abgeschlossen sein. Dann geht es für die beiden Tore wieder aus dem trockenen Dock hinaus in die Warteposition, bis sie wieder in die Schleusen eingebaut werden. Dabei wird das Tor der Nordschleuse auf seinen nächsten buchstäblichen Einsatz nicht lange warten müssen, denn der Torwechsel an der Schleuse ist bereits für den Spätsommer geplant.
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