Niederländer betreiben immer noch drei Bremerhavener Schlepperbauten
Der spanische Schlepperkonzern Boluda Towage baut seine Position in Nordeuropa durch die Übernahme von Iskes Towage & Salvage mit Sitz in den Niederlanden weiter aus. Wie die Unternehmen nun mitteilten, wird Boluda neben den Offshore-Aktivitäten auch die Hafenschleppaktivitäten von Iskes in Eemshaven, Lübeck und Lissabon übernehmen. Weiterhin werden alle Mitarbeiter und die Büroangestellten in der Zentrale im niederländischen IJmuiden übernommen. In Lübeck ist Iskes im Hafenschleppgeschäft nunmehr seit vier Jahren aktiv und setzt dort derzeit den ASD-Schlepper „Argus“ mit einem Pfahlzug von 62,5 Tonnen ein.
Iskes soll weiter als eigenständige Einheit erhalten bleiben und sich vor allem auf den Ausbau der Offshore-Geschäfts in Nordwesteuropa konzentrieren. Dagegen werden die Hafenschleppaktivitäten der aktuell zehn Iskes-Schlepper mit einem Pfahlzug von 20 - 83 Tonnen unter Regie von Boluda Towage mit Hauptsitz in Valencia fortgeführt.
Boluda Towage ist eine Tochtergesellschaft der spanischen Boluda Corporacion Maritima, die auch Terminals und Reedereien betreibt. Deren Vorsitzender Vicente Boluda Fos erklärte nun: „Wir sind seit langem mit Iskes befreundet und schätzen ihren Unternehmergeist und ihre wegweisende Vision". Der bishierige Iskes-Eigentümer Jim Iskes wird sich aus dem Management zurückziehen, wird aber als strategischer Berater nach dem offiziellen Abschluss der Transaktion, die für Anfang Februar geplant ist, Boluda zur Seite stehen.
Die spanische Boluda-Unternehmensgruppe ist seit mehr als 160 Jahre aktiv, das Schleppgeschäft wurde vor rund 100 Jahren in Valencia gegründet. Mit der Iskes-Übernahme zählt die Flotte mehr als 300 Schlepper in 75 Häfen, verteilt über 19 Länder in Europa, Westafrika, Amerika und im Indischen Ozean. Seit einigen Jahren fährt Boluda-Gruppe einen massiven Expansionskurs. So wurde im Jahr 2017 die vor allem im Unterweserraum aktive Schleppreederei URAG sowie Lütjen & Reimers in Hamburg übernommen. Zwei Jahre später erwarben die Spanier für 300 Mio. € Kotug Smit Towage (KST), zuvor ein Joint Venture von Boskalis und Kotug mit einer Präsenz in insgesamt elf Häfen in den Niederlanden, Belgien, Deutschland und Großbritannien. Im letzten Jahr konnte sich Boluda im Rahmen einer Ausschreibung das Hafenschlepp-Geschäft im belgischen Zeebrugge für fünf Jahre sichern. Die Reederei setzt dort acht Schlepper ein, darunter zwei Schiffe, die die neuesten Tier-III-Emissionsnormen erfüllen.
Das mehr als 50 Jahre alte niederländische Familienunternehmen Iskes Towage hatte seine Aktivitäten in den Niederlanden in der letzten Zeit, möglicherweise schon in Vorbereitung auf eine Unternehmensübernahme, zurückgefahren. So verkaufte Iskes im Dezember 2019 seine Beteiligung am Joint Venture Port Towage Amsterdam (PTA) in den Niederlanden an seinen Partner Svitzer.
Iskes setzt bislang neben drei modernen Damen-ASD-Schleppern mit einem Pfahlzug von bis zu 83 Tonnen auch drei ältere Einheiten ein, die zuvor über viele Jahre in den norddeutschen Häfen aktiv waren: So wurden die „Sirius“ und „Saturnus“ zwischen 1977 und 1978 auf der Bremerhavener Siegholdt-Werft als „Bugsier 12“ bzw „Bugsier 8“ für die Hamburger Bugsier-Reederei erbaut und im Jahr 2009 an Iskes verkauft. Noch wesentlich älter ist die „Pollux“ mit einem Pfahlzug von 20 Tonnen. Diese lief schon im Jahr 1963 bei der Schichau-Werft im Neuen Hafen in Bremerhaven unter der Baunummer 1722 vom Stapel und wurde bis 1992 von der Hapag-Lloyd Schleppschiffahrt meist im Unterweserraum eingesetzt. Nach der Übernahme durch Iskes wurde der Schlepper mit Voith-Schneider-Antrieb umfangreich umgebaut und ist seitdem vor allem im Hafenschleppgeschäft in Ijmuiden aktiv.
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