Aus der „World Odyssey“ wird an der Columbuskaje wieder die „Deutschland“
- Christian Eckardt
- vor 17 Stunden
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Chartervertrag für ehemaliges TV-Traumschiff mit Phoenix Reisen läuft nur noch bis 2026
Nach Abschluss einer Anfang Januar in Bangkok gestarteten halben Weltreise über Vietnam, Malaysia, Indien, Kenia, Südafrika, Ghana, Marokko und Spanien kehrte am Ostersamstag (19.4.) die schwimmende Universität „World Odyssey“ mit rund 550 Studenten an Bord wieder nach Bremerhaven zurück. Einen Tag später erfolgte die Ausschiffung der vornehmlich amerikanischen Studenten und der rund 100 Lehrkräfte. Danach übernimmt Phoenix Reisen wieder das Schiff für ein gutes halbes Jahr und in nur zwei Tagen erfolgt die alljährliche Umwandlung zurück in das Kreuzfahrtschiff „Deutschland“. Dazu wird in nur zwei Tagen das gesamte in Bremerhaven eingelagerte Hotelequipment des Schiffes wieder an Bord geholt, der Namensschriftzug am Schiff als auch an Rettungsbooten wieder geändert und das Reedereilogo von Phoenix-Reisen mit dem weißen Albatros am Schornstein wieder befestigt.
Schon am 22. April sticht das 175 Meter lange Kreuzfahrtschiff in Charter für Phoenix zur ersten Reise in diesem Jahr, eine 7-tägige Kreuzfahrt unter dem Motto "Highlights entlang des Ärmelkanals", wieder in See.

Nach der Insolvenz der ehemaligen deutschen Reederei Deilmann aus Neustadt in Holstein im Jahr 2014 wurde das ehemalige TV-Traumschiff zunächst an einen US-amerikanischen Investor verkauft, seit 2018 gehört das Schiff der griechischen Reederei Delos Cruises. Schon im Jahr konnte eine bislang einmalige Chartervereinbarung in der Passagierschifffahrt getroffen werden: In den Wintermonaten verkehrt das Schiff für die amerikanische Organisation „Semester at Sea“ als schwimmendes College. Diese Charter läuft noch bis mindestens 2027. Für die Zeit von April bis September übernimmt dann Phoenix Reisen das Schiff in Charter für reguläre Kreuzfahrten für ein deutschsprachiges Publikum. Dabei starteten in der Vergangenheit nach Abschluss der Umbennungsarbeiten diese Reisen auch immer vom Basishafen in Bremerhaven, vornehmlich ins Nordland oder in die Ostsee. Die Charter von Phoenix mit der Eignerreederei lief eigentlich nur bis 2025, doch durch die Ausfallzeit während der Corona-Pandemie wurde die Charter um ein weiteres Jahr verlängert. Doch es zeigt sich schon für das nächste Jahr eine wesentliche Veränderung, denn im Sommer 2026 werden die meisten Reisen der „Deutschland“ nicht mehr von Bremerhaven, sondern erstmalig vom Steubenhöft in Cuxhaven beginnen. Nur zwei Abfahrten stehen für Bremerhaven auf dem Fahrplan. Zudem steht langfristig die Zukunft des Schiffes bei Phoenix Reisen in den Sternen. Wie Benjamin Krumpen, Geschäftsführer von Phoenix Reisen kürzlich in einem Gespräch erklärte, ist es ungewiss, wie es nach dem Abschluss der Saison mit der Charter der „Deutschland“ weiter geht. Denn es sind an dem mittlerweile 27 Jahre alten Schiff wesentliche Überholungs- und technische Maßnahmen notwendig. So müsste zum Beispiel eine Abgasnachbehandlung installiert werden, damit der klassische Kreuzfahrer auch zukünftig die norwegischen Fjorde bereisen kann. Aber auch im Hotel- und Kabinenbereich sind Modernisierungsarbeiten notwendig, hier berichten Passagiere schon öfters über diverse Mängel. Die letzte Überholung des Schiffes erfolgte im Frühjahr 2024 bei Bredo Dry Docks in Bremerhaven.
„Es muss in das Schiff investiert werden, damit es zukunftstauglich ist. Sollte das nicht geschehen, sind wir raus, das kann ich so sagen“, erklärte Krumpen kürzlich am Rande der Taufe des Flusskreuzfahrtschiffes „Aurelia“ in Bonn. Somit könnte zum Ende der Sommersaison 2026 Schluss mit der „Deutschland“ bei Phoenix sein. In dem Onlinefahrplan der Reederei für das Jahr 2027 taucht das somit noch nicht auf. Doch wie könnte es ohne eine „Deutschland“ bei Phoenix weitergehen, denn ein Ersatzschiff ist nicht so einfach zu bekommen. Denn nicht nur Phoenix Reisen, sondern auch für andere kleinere internationale Kreuzfahrtveranstalter sind aufgrund des Booms in der Branche auf der Suche nach geeigneter, kleinerer Kreuzfahrttonnage, doch der Markt ist ziemlich leergefegt. Entweder sind die Schiffe technisch nicht mehr auf dem Stand der Technik, zu teuer oder es sind keine Schiffe mehr verfügbar. Denn während der Corona-Pandemie wurden vieler ältere und kleinere Einheiten verschrottet, die jetzt auf dem Second-Hand-Markt fehlen. Zudem drängen neue Kunden auf dem Markt, wie asiatische Unternehmen aus China, Japan oder auch Indien die auch händeringend nach gebrauchter Tonnage suchen.

Seit 1998 ist die in Kiel erbaute „Deutschland“ auf den Weltmeeren unterwegs und hat so manche schwere See überstanden. Das seinerzeit von der Reederei Peter Deilmann betriebene Schiff orientiert sich in der Ausstattung am Stil eines Grand Hotels der zwanziger Jahre. Hierzu finden sich in den öffentlichen Bereichen und in den Kabinen Stilelemente des Klassizismus, des Jugendstils und des Art déco. Das Schiff bietet auf Kreuzfahrten nach mehreren Umbauten nun Platz für 520 Passagiere in 293 Kabinen, jedoch nur sehr wenige mit Balkon. Die sieben Decks sind mit deutschsprachigen Namen wie Admirals-, Kommodore- oder Steuermanns-Deck versehen, das Theater trägt den Namen „Kaisersaal“, der Salon heißt „Lili Marleen“ und die Bar führt den Namen „Zum alten Fritz“.
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