Knapp 400 Meter langer Containerriese kann 23.964 Standardcontainer befördern
Das aktuell weltgrößte Containerschiff „HMM Algeciras" machte am frühen Sonntag morgen, rund 12 Stunden früher als ursprünglich geplant, im Rahmen seiner Jungfernreise, im Hamburger Hafen fest. Einige hundert Zuschauer entlang der Elbe verfolgten der neue Megafrachter der südkoreanischen Reederei HMM (vormals Hyundai Merchant Marine) von mehreren Schleppern zum Burchardkai verholt wurde. Ab der Landesgrenze begrüßte der Schlepper „Fairplay IX“ das Schiff mit einer Wasserfontäne zum Erstanlauf in der Elbmetropole.
Ursprünglich war der Erstanlauf der „HMM Algeciras“ erst für den Abend angekündigt, doch die Lade- und Löscharbeiten in Rotterdam konnten schneller als geplant abgeschlossen werden, so dass das Schiff mit dem Morgenhochwasser das HHLA Container Terminal Burchardkai (CTB) erreichen konnte. Die „HMM Algeciras“, die rund 200 Container mehr als den bisherigen Rekordhalter „MSC Gülsün“ befördern kann
Während ihres Aufenthalts wird der Megafrachter rund 8.500 Container bzw. 13.600 TEU laden und löschen und den Terminal voraussichtlich am kommenden Mittwoch wieder verlassen. Die „HMM Algeciras“ ist das neue Flaggschiff und der ganze Stolz der südkoreanischen Reederei HMM.
„Wir freuen uns sehr, die ‚HMM Algeciras‘ hier in Hamburg zu begrüßen“, sagt James Kim, Geschäftsführer von HMM Deutschland. Der Erstanlauf in der Hansestadt sei ein Meilenstein in den langen maritimen Verbindungen zwischen Südkorea und Hamburg und unterstreiche gleichzeitig die Bedeutung des Hamburger Hafens als Drehscheibe für den internationalen Seegüterverkehr. Die „HMM Algeciras“ mit einem maximalen Tiefgang von 16,5 Meter ist das erste von insgesamt zwölf im Jahr 2018 in Auftrag gegebenen Schiffen der sogenannten HMM Megamax-Klasse und derzeit das größte Containerschiff der Welt. Die neue Baureihe zeichnet sich durch ein hochmodernes Hybrid-Scrubber-System zur Abgasreinigung gemäß den internationalen Umweltanforderung IMO 2020 aus. Ein optimiertes Rumpfdesign und innovative Motoren verbessern zudem die Energieeffizienz und verringern die CO2-Emissionen. Die „HMM Algeciras“ kommt auf der Route zwischen Asien und Nordeuropa im Dienst FE4 des Schifffahrtskonsortiums The Alliance zum Einsatz und läuft dabei auch Hamburg an. Hamburg ist dabei der nördlichste Hafen dieser Route, von hier aus fährt das Containerschiff nach Antwerpen und London, um von dort Kurs auf Singapur via Suez-Kanal zu nehmen.
Abgefertigt wird die „HMM Algeciras“ am HHLA Container Terminal Burchardkai, wo die Hamburger Hafen und Logistik AG über zwei Großschiffsliegeplätze (ein dritter ist in der Umsetzung) und die größten Containerbrücken im Hamburger Hafen verfügt. Die HHLA-Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath bekräftigt den Anspruch des Unternehmens, Schiffe aller Größen schnell, zuverlässig und effizient abzufertigen. „Gerade in Zeiten wie diesen, die uns durch ökonomische Unsicherheiten und globale Verwerfungen vor große Herausforderungen stellen, sind vertrauensvolle und verlässliche Partnerschaften, wie die HHLA sie mit ihren Kunden über viele Jahre pflegt, das Fundament für eine wirtschaftlich erfolgreiche und nachhaltige Entwicklung am Standort Hamburg.“
Höchstleistungen am HHLA Container Terminal Burchardkai
Die „HMM Algeciras“ hat am HHLA Container Terminal Burchardkai im Waltershofer Hafen festgemacht. „Die HHLA freut sich, dass HMM nun mit seinen größten Schiffseinheiten nach Hamburg kommt. Das bestätigt uns in unseren vorausschauenden Investitionen in neue Brückentechnik und Lagerkapazitäten, um diese Schiffsgrößen heute abfertigen zu können“, so Jens Hansen, Vorstandsmitglied und Chief Operating Officer (COO) der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). Während der Corona-Pandemie habe sich gezeigt, wie wichtig Hamburg als größter deutscher Seehafen für eine leistungsfähige und zuverlässige Versorgung von Unternehmen und den Menschen in Deutschland und ganz Europa sei. Am CTB sollen dann bis Mittwoch etwa 8.500 Container beziehungsweise 13.600 TEU geladen und gelöscht werden. Darunter sind Konsumgüter, Nahrungs- und Genussmittel, Textilien, Elektroartikel, Maschinen und Anlagenteile, medizinische Geräte, chemische Grundprodukte und Rohstoffe jeglicher Art. Diese Ladungsmengen, die innerhalb kürzester Zeit umgeschlagen und weitergeleitet werden müssen, erfordern Höchstleistungen von den Beschäftigten und der Terminaltechnik.
Enge Wirtschaftsbeziehungen zwischen Hamburg und Südkorea
HMM ist seit 30 Jahren Kunde des Hamburger Hafens.Bereits 1989 hat die Reederei eine eigene Vertretung an der Elbe eröffnet. Die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen Hamburg und Korea reichen jedoch viel weiter zurück. Vor fast 140 Jahren gründete ein Hamburger Kaufmann die erste deutsche Handelsvertretung in dem ostasiatischen Land. Seither haben sich enge wirtschaftliche Verflechtungen entwickelt. So ist Deutschland heute Südkoreas wichtigster Handelspartner in Europa. Mehr als die Hälfte aller Importe für den deutschen Markt werden über den Hamburger Hafen umgeschlagen. Im Containersegment liegt Südkorea mit einem Volumen von 255.000 TEU in 2019 auf Rang 6 der wichtigsten Handelspartner des Hamburger Hafens. Zudem verbindet eine enge Hafenpartnerschaft die Elbmetropole mit dem südkoreanischen Busan, einem der größten Containerhäfen der Welt.
Bei der „HMM Algeciras“ handelt es sich um das erste Schiff einer neuer Zwölfer-Serie der südkoreanischen Werftgruppe Daewoo Shipbuilding and Marine Engineering (DSME) für die Linienreederei HMM, wobei das neue Branding des Unternehmens erst in diesem Frühjahr verkündet wurde. Alle Schiffe dieser Bauserie tragen Namen von europäischen Hafenstädten, so soll im August auch noch das Schwesterschiff „HMM Hamburg“ der Elbmetropole einen Besuch abstatten und als letzte Einheit wird im Spätsommer 2020 die „HMM St. Petersburg“ abgeliefert.
Diese gut 400 Meter lange und 61 Meter breite Schiffsklasse wird als „Megamax-24“ geführt und kann 24 Container quer stauen bei 24 Reihen in der Länge. Bislang liegen zu den zwölf Einheiten nur wenige technische Informationen vor, jedoch sollen diese Schiffe mit Abgasreinigungsanlagen (Scrubber) zur Einhaltung der seit Jahresbeginn geltenden Umweltvorgaben ausgerüstet sein.
HMM verstärkt mit den Megamax-Schiffen seit dem 1. April 2020 das Containerbündnis THE Alliance mit Hapag-Lloyd, ONE (Japan) und Yang Ming (Taiwan). THE Alliance wurde durch Hapag-Lloyd sowie NYK, MOL und „K”Line (die sich zu Ocean Network Express beziehungsweise „ONE“ zusammengeschlossen haben) und Yang Ming gegründet. Diese Kooperation startete am 1. April 2017.
Erst Anfang April hatten die Mitglieder der Containerlinienallianz aufgrund der Corona-Krise ihre Fahrpläne für Mai und Juni überarbeitet, um die Auswirkungen der Pandemie zu mildern. Als Reaktion auf die geringere Marktnachfrage aufgrund der Ausbreitung des Virus wurden einige Abfahrten gestrichen bzw. Dienste zeitweilig zusammengelegt. So werden zwischen Asien und Nordeuropa die FE2- und FE4-Dienste von Kalenderwoche 19–26 vereint.
Es bleibt nun abzuwarten, wie lange diese aktuelle Schiffsserie von HMM der Rekordhalter bliebt, denn kürzlich hatte die chinesische Werft Hudong-Zhonghua auf einer Messe in Schanghai die Konstruktionsunterlagen für ein Containerschiff mit einer Kapazität von 25.000 TEU vorgelegt, das zudem auch mit LNG betrieben werden soll. Dieser neue Containerriese wäre 432,5 m lang, 63,6 m breit und würde über zwölf Laderäume verfügen.
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