Ehemaliger Leuchtturmversorger wird von Dörries Yachts umfangreich umgebaut
Aktuell wird im Schwimmdock der Bremerhavener Bredo-Werft für Dörries Yachts aus Bremen das 46 Meter lange und 57 Jahre alte Yachtprojekt „Vega“, das in der Vergangenheit unter anderem als Eisbrecher diente, zur Explorer-Yacht umgerüstet. Um künftig auch sensible arktische Gewässer ansteuern und die dort geltenden, strengen Emissionsgrenzwerte gemäß IMO III einzuhalten, hat der Motorenhersteller Zeppelin Power Systems eine individuelle Lösung für das Expeditionsschiff realisiert.
Schon vor 17 Jahren wurde der MaK 8 M 20 Motor in der „Vega“ verbaut, als das ehemalige Leuchtturm-Versorgungsschiff ursprünglich zur Explorer-Yacht umgerüstet werden sollte. Die Arbeiten ruhten aber über mehrere Jahre, während die „Vega“ schon so eine Art Wahrzeichen im Hafen der kleinen englischen Stadt Penzance wurde. Im letzten Sommer wurde dann Dörries Yachts mit dem Umbau beauftragt und lies ihn mit dem Schlepper „Felix“ nach Bremerhaven überführen.
Abgesehen vom Prüfstandslauf und der Inbetriebnahme hatte der Motor seit seinem Einbau keine Betriebsstunden gesammelt. Eine Umrüstung war trotzdem notwendig, damit der MaK 8 M 20 mittels nachgeschalteter Abgasreinigungsanlage zukünftig die Emissionsgrenzwerte gemäß IMO III erfüllt. In enger Zusammenarbeit erarbeiteten verschiedene Fachabteilungen des Zeppelin Konzerns und externe Partner eine individuelle Lösung für den Motor und das SCR-System, welche durch eine Klassifikationsgesellschaft auf dem Prüfstand in Achim zertifiziert wurde.
„Refits verschiedenster Größenordnungen sind bei uns an der Tagesordnung. Allerdings ist es eher ungewöhnlich, dass wir ein Schiff mit einer solchen Historie umrüsten“, berichtet Henning Dörries, Sales Manager bei Dörries Yachts. „Da die „Vega“ ursprünglich als Eisbrecher und Versorgungsschiff konzipiert wurde, ist es eine große Herausforderung, die Gegebenheiten mit dem neuen Einsatzzweck und aktuellen Regularien in Einklang zu bringen. Wir freuen uns sehr, dass wir mit Zeppelin Power Systems einen Partner an der Seite haben, der immense Flexibilität bewiesen und eine maßgeschneiderte Antriebslösung für die Vega realisiert hat.“
Foto Zeppelin Power Systems
Der Motor selbst wird während der Überholung in seine Einzelteile zerlegt: Von Zylinderköpfen über Kolben und Einspritzpumpen bis hin zum Turbolader und sämtlichen Pumpen demontieren und reinigen die Techniker alle Teile, prüfen sie auf Korrosion und erneuern Dichtungen und Lager. Nach der Integration des SCR-Systems, dem Umbau des Drehzahlreglers auf modernste Technologie, der Digitalisierung der alten Überwachungsanlage und der Erweiterung diverser Messstellen entspricht der MaK 8 M 20 nicht nur den aktuellen IMO III Standards, sondern liefert bei Bedarf auch Daten für einen effizienteren Betrieb.
Gebaut wurde die „Vega“ im Jahr 1964 in Schweden bei der Asi-Werft unter der Baunummer 68 (IMO: 6508107). Das Schiff ist rund 46 Meter lang und 9.8 Meter breit und war unter anderem als Leuchtturm-Versorgungsschiff eingesetzt. Vor rund 20 Jahren wurde das Schiff von der schwedischen Gesellschaft Gute Bogser og Marin Service AB erworben, die es in die kleine Hafenstadt Penzance im Cornwall, an einer Meeresbucht des Atlantiks am Eingang des Ärmelkanals, überführen lies. Dort sollte die Yacht nach Entwürfen des niederländischen Designbüros Stolk Marimecs und dem Innenarchitekten Ken Freivokh Design zu einer Expeditionsyacht für maximal 12 Personen umfangreich umgebaut werden. Die Kosten für den Umbau wurden seinerzeit mit rund 10 Millionen britischen Pfund veranschlagt. So wurden neue Aluminium-Aufbauten auf den Stahlrumpf gesetzt, einige Kabinen hergerichtet und das Schiff neu motorisiert. Geplant war, dass die „Vega“ ab 2008 in See stechen sollte, doch die Arbeiten wurden schon zuvor nicht vollendet und das Schiff wegen nicht bezahlter Rechnungen später arretiert. In den letzten Jahren glaubte keiner mehr in dem idyllischen Ort Penzance, dass sich die „Vega“ jemals noch wieder in Bewegung setzten würde und es wurde schon ein Wahrzeichen des kleinen Hafens.
Im Frühjahr 2019 gab es dann die erste Veränderung, als die unfertige „Vega“ in die größere britische Hafenstadt Falmouth geschleppt wurde. Dort fand sich offensichtlich in den vergangenen Monaten ein Interessent für die unfertige Yacht, der den Yachtspezialisten Dörries aus Bremen mit dem Endausbau beauftragte. Der Name Dörries ist in Bremerhaven nicht unbekannt, wurden doch vor ein paar Jahren die beiden großen, über 100 Meter langen Expeditionsyachten „Ulysses“ für den neuseeländischen Millionär Graeme Hart durch die Bremer Yachtschmiede schon im Fischereihafen ausgebaut. Das Engagement an der Unterweser wurde nun offensichtlich durch die Anmietung der so genannten HAP-Halle auf dem Gelände der Fa. RS-Heise erweitert, in der sich auch ein Yachtneubau befindet. Zudem hat Dörries mittlerweile die benachbarte Freifläche erworben. Dort will Dörries Yachts seine Projekte zukünftig in eigenen Schiffbauhallen realisieren, Bremenports wird hierzu bis zum Jahresende die Kaje vor der Fläche sanieren.
Comments